Online Marketing Experte Christian Tembrink von netspirits im Interview

„Ich habe lieber einen Job, bei dem ich abends nach Hause gehe und sage: ‚Der Tag war geil und jetzt koche ich mir Spaghetti‘, anstatt zu sagen: ‚Der Tag war scheiße, aber ich kann mir ein fünf Sterne Menü leisten‘.“

– Online Marketing Experte Christian Tembrink

OnlineMarketingExperten.de zu Gast bei netspirits

Die Online Marketing Agentur netspirits wurde im Jahr 2007 von Christian Tembrink und Marius Szoltysek gegründet. Seitdem konnten beide ihre Agentur ausbauen und schon zahlreiche Kunden in großen Erfolgsprojekten mit gezieltem Online Marketing weiterbringen. Wir freuen uns sehr darüber, dass netspirits seine Türen für uns geöffnet hat.

Bei unserem Besuch in der Online Marketing Agentur durften wir ein spannendes Interview mit dem Experten Christian Tembrink führen, der in über zwanzig Jahren Erfahrung zu einem professionellen und leidenschaftlichen Online Marketing Berater geworden ist. An den Ergebnissen unseres Interviews mit dem Experten lassen wir Sie gerne teilhaben.

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Online Marketing Experte Christian Tembrink im Gespräch

OME: Erst einmal hallo und vielen Dank, dass ich hier sein darf. Fangen wir doch direkt an: Bitte beschreibe deinen Werdegang zum Online Marketing Experten in einfachen Worten.

CHRISTIAN TEMBRINK: Ich hatte seit Kindestagen schon Freude an Werbung. Das war intrinsisch motiviert, ich hatte Spaß an Gestaltung, an Werbespots, an Plakaten und aus diesem Wunsch entstand nach der Schule die Option des BWL Studiums. Anfangs dachte ich zugegebenermaßen noch: „Na ja, machen wir mal BWL.“

Ich habe mich dann im weiteren Verlauf meines Studiums auf Wirtschaftspsychologie und Marketing spezialisiert und gemerkt, dass ich mich da mehr zu Hause fühle als bei Controlling, Buchhaltung und Co.

So hat der Online Marketing Experte seine ersten Erkenntnisse gewonnen

OME: Wie hast du denn die ersten Erfahrungen im Marketing gemacht? 

CHRISTIAN TEMBRINK: Ich hatte schon immer Interesse an Werbung. Nicht im Old School Sinne wie in der Serie „Mad Men“. Ich habe mich eher gefragt: Wie funktioniert das? Neben dem Studium habe ich relativ lange im Verkauf gearbeitet, in einem Mountainbike-Laden. Dabei habe ich gemerkt, dass ich im Verkaufen ganz viel über Marketing lernen kann: Wie ich spreche, Menschen angucke, wie ich jemanden bediene. Dabei habe ich eine Menge Retail Sales gelernt. Ich habe dort bestimmt sechs, sieben Jahre, drei bis vier Mal die Woche gejobbt.

Und als der Job dann zu Ende war, dachte ich: „Ok, du hast jetzt verkaufen gelernt, jetzt studierst du Marketing.“ Ich hatte zu dem Zeitpunkt erst anderthalb Jahre studiert und habe mich dann spontan bei Yello Strom beworben. Das war im Jahr 2000 in Köln. Damals ist der Strommarkt gerade groß geworden und hat viel Werbung gemacht, besonders in Form von Plakaten und TV-Spots. Ich war wieder in meinem Element. Deshalb dachte ich mir: Yello Strom sitzt in Köln, keinen Kilometer entfernt von meinem Wohnort. Ich habe mich dort als Student beworben und bin, Simsalabim, im E-Commerce Team gelandet. Das war eine wirklich wilde, verrückte Zeit dort mit richtigem Agentur-Feeling. Ich habe noch immer starke Verbindungen zu Kollegen und Kolleginnen aus dieser Zeit, die bis heute anhalten. 

OME: Du bist auch so ein Beziehungsmensch, richtig? Wenn du gute Leute um dich herum hast, entwickeln sich auch Freundschaften? 

CHRISTIAN TEMBRINK: Ja, durchaus. Ich habe ein Netzwerk gefunden. Da trenne ich beruflich und privat weniger. 

Der Werdegang des Online Marketing Experten

Also, mein Werdegang kurz und einfach: Ich hatte früher schon Lust auf Werbung, habe dann Wirtschaftspsychologie studiert und gemerkt: „Wow, Marketing finde ich wahnsinnig spannend.“ Ich habe 1997 angefangen zu studieren. Da war Online Marketing noch keine wirklich etablierte Branche. Der Studenten-Job bei Yello ging dann 2000 los. Ich konnte erste Online Marketing Erfahrung sammeln, CMSe bedienen und durfte Texte für die Webseite schreiben.

Ich erinnere mich noch an einen Tag vor Weihnachten, an dem ich, der noch unerfahrene Student Christian, mit einer Teamassistentin bei Yello Strom saß und alle anderen schon weg waren. Wir hatten einen Auftrag: „Macht mal über die Weihnachtstage einen Text für die Homepage von Yello.“ Das zeigt, welchen geringen Stellenwert Online Marketing damals für große Marken hatte. Heute würde das nicht mehr so laufen, dass ein Student ohne Vorerfahrung im Online Marketing anstelle eines Experten alleingesteuert Texte für eine Webseite erstellt und sie hoch lädt. Doch so habe ich das Handwerk erlernt.

Ich sage immer, zwei Herzen schlagen in meiner Brust. Auf einer Seite bin ich sehr kreativ, aber auch chaotisch. Deswegen brauche ich andererseits immer Strukturen, Einsen und Nullen. Das heißt, dass ich sowohl Messungen und Statistiken mag, aber auch gerne mit anderen Kreationen und Texten total crazy herumteste. Dazu hatte ich während meines Studentenjobs ausreichend Gelegenheiten. Ich konnte überall hereinschnuppern. 

Letztendlich habe ich gesagt: „Cool. Hier könnte ich mir vorstellen, meinen ersten Job anzunehmen. Es gibt ein cooles Team und es ist eine reine Marketing Company.“ Yello Strom produziert ja nichts. Sie verkaufen nur Strom. Den Online Marketing Bereich fand ich auch super. Deshalb habe ich meine Diplomarbeit dort geschrieben. Sie waren eines der ersten Unternehmen mit einer Technologie, die heute wieder groß im Kommen ist: Chatbots. Damals wurden diese Bots tatsächlich noch manuell gepflegt. Das muss man heute zum Teil auch noch, aber in der Regel nicht mehr.

Es gab Eve. Das war ein Dienstleister, der Animationen, Frage-Antwort-Bäume und richtige Antworten bereitgestellt hat und der manuell gepflegt wurde. Diese Pflege war Teil meines Studentenjobs. Ich habe mich neben den Bereichen, in die ich reinschnuppern durfte, sehr viel mit Chat Protokollen beschäftigt. Man glaubt gar nicht, was wahrscheinlich überwiegend Männer einer hübschen, kleinen, blonden digitalen Dame damals im Chat Fenster eingegeben haben. 

Also ich hatte da sehr viele Berührungspunkte mit verschiedenen Bereichen, die auch heute im Online Marketing relevant sind. Dort durfte ich dann meine Diplomarbeit schreiben. Sie haben mich dort direkt eingestellt. 

Eine Herausforderung: Die Diplomarbeit im weitestgehend unerforschten Feld

OME: Weißt du noch, was dein Thema war? 

CHRISTIAN TEMBRINK: Die Akzeptanz virtueller Beratung im Vergleich zum echten Face-to-Face Verkaufsgespräch. Da durfte ich auch mit der Marktforschungsabteilung von Yello zusammenarbeiten, um mit echten Umfragen meine quantitative Arbeit zu unterstützen. Ich habe dabei untersucht, inwieweit Chatbots Face-to-Face Beratung ersetzen können. Rein rationelle Information kann man damit gut vermitteln, ein bisschen Entertainment ist auch dabei, aber Vertrauen und Glaubhaftigkeit wird auf diese Weise nicht vermittelt. 

OME: All diese Expertise hat doch sicherlich dazu geführt, dass du eine gute Diplomarbeit geschrieben hast. 

CHRISTIAN TEMBRINK: Die war ehrlich gesagt gar nicht so gut. Ich habe auch gedacht, das wird eine eins plus mit Sternchen, aber ich habe zu wenige Quellen zitiert, da es damals, 2002, einfach nichts zu dem Thema gab. Ich habe 30 Quellen zitiert, normalerweise braucht man 100. Aber das war mir dann egal.

Experte Christian Tembrinks erste Schritte im Online Marketing bei Yello Strom

Danach bin ich dann bei Yello geblieben. Schon während meines Studiums wurde mir gesagt: „Hey, willst du hier anfangen?“ Ich musste mich nicht erst bewerben, sondern habe auf dem Silbertablett einen Vertrag gereicht bekommen. Ich konnte in Köln bleiben, hatte mein Umfeld bei mir und deshalb war es naheliegend, da einzusteigen.

Anfangs war ich Junior Projektmanager im E-Commerce Team und habe dort das Thema Webcontrolling übernommen. Das hat mit klassischen Kanalvergleichen angefangen: Was kostet ein Sale? Was kostet ein Lead? Dort habe ich dann auch die ersten Gehversuche mit Yahoo! und der Banner Werbung im Online Marketing unternommen. Das habe ich quasi alles mit aufgebaut. 

OME: Von der Pike auf. 

CHRISTIAN TEMBRINK: Schon. Wir hatten da auch schon die ersten Formen eines Data Warehouse.

OME: Das war ja schon Business Intelligence, würde man heute sagen.

CHRISTIAN TEMBRINK: Ja, das waren die Anfänge. Damals wurde alles noch sehr manuell betrieben, mit OLAP Drill Through Cubes. Das sind dreidimensionale Ansichten. Als das Online Marketing Thema bei Yello angekommen ist, bin ich 2006 Projektleiter für das Fußball WM Sponsoring Engagement von Yello Strom geworden. Dabei durfte ich das ganze Projekt leiten – mit Events, mit Hotline… Ich musste immer informiert sein, wann wo was wie passiert. Zum Beispiel habe ich auch die Vertriebler koordiniert. Das war eine richtig aufregende Zeit.

OME: Das war wahrscheinlich eines der besten Online Marketing Projekte in deinem bisherigen Leben, oder?

CHRISTIAN TEMBRINK: Das umfangreichste. Dabei habe ich wirklich alles kennengelernt: Direct Mailing, Post, Print, Plakate, Event Marketing, Banderolenwerbung.

OME: Darfst du uns das Budget verraten?

CHRISTIAN TEMBRINK: Das waren schon siebenstellige Summen.

OME: Respekt! Wow, so viel Vertrauen.

CHRISTIAN TEMBRINK: Die Basics wurden vorgegeben: beispielsweise die Key Visuals, die Testimonials, die klassischen Slogans. Ich war dafür zuständig, dass mit E-Mail-Marketing dann die E-Mails verschickt wurden und dass die Pläne für Banner und die Webseite umgesetzt wurden. Das habe ich nicht alles selbst gemacht, sondern auch viel koordiniert.

OME: Ja, da musstest du bestimmt viel herumtelefonieren.

CHRISTIAN TEMBRINK: Ich bin viel herumgefahren und habe auch ein WM Spiel besucht. Da lief es noch gut, doch dann stand der Konzern aufgrund der Strommarktentwicklung ziemlich auf der Kippe. Ein Jahr lang dachte ich, weil ich erst zwei Jahre dabei war, würde ich der erste sein, der gehen muss. Keiner wusste, wohin es in Zukunft geht. Da hat natürlich keiner mehr mit vollem Herzblut gearbeitet. Es schwebte ein Damoklesschwert über uns.

Dadurch habe ich dann gemerkt, dass ich nicht auf ewig mit einem Konzern zusammenarbeiten möchte. Dazu gab es operative Dinge, die mich gestört haben. Es wurde immer konzerniger und konzerniger, bürokratischer und bürokratischer, und dann gab es auch noch einige Veränderungen im Management. 

OME: Wie lange hast du es in dieser Phase ausgehalten, in der du langsam gemerkt hast, dass das auf Dauer nichts für dich ist?

CHRISTIAN TEMBRINK: In Summe waren es zwei Jahre vom ersten Zweifeln bis zur Entscheidung.

OME: Du hast wahrscheinlich auch viel Schmerzensgeld bekommen. 

CHRISTIAN TEMBRINK: Das war mein erster Job. Damals war mir das Geld nicht wichtig. Das ist bis heute so. Ich habe lieber einen Job, bei dem ich abends nach Hause gehe und sage: „Der Tag war geil und jetzt koche ich mir Spaghetti“, anstatt zu sagen: „Der Tag war scheiße, aber ich kann mir ein fünf Sterne Menü leisten“. Ich freue mich aber natürlich, wenn ich mein Leben so gestalten kann, wie ich es mir wünsche.

OME: Und dass du dir zum Beispiel eine neue Stüssy Mütze leisten kannst. 

CHRISTIAN TEMBRINK: Zum Beispiel. 

OME: Die Mütze ist ja mittlerweile auch dein Markenzeichen als Online Marketing Experte geworden. Bist du auch der Markenguru? 

CHRISTIAN TEMBRINK: Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass diese Marke richtig angesagt war, als ich 16 oder 18 war. Neulich war ich dann in Krakau und habe diese Mütze gesehen. Da musste ich sie mir kaufen. 

Aber um zum Thema zurückzukehren: Ich bin nicht nur diese zwei Jahre bei Yello tätig gewesen. In Summe war ich dann tatsächlich von 2003 bis 2008 da, also fünf Jahre. 

OME: Fünf Jahre Großkonzern. 

Was war nach Yello Strom? Vom Künstler zum Online Marketing Experten

CHRISTIAN TEMBRINK: Tatsächlich habe ich mir nach der Zeit bei Yello gesagt: „Ich fange jetzt an zu malen.“ Davon haben mir viele abgeraten, da es ziemlich glücksabhängig ist, mit der Malerei Fuß zu fassen. Ich habe mir genug Geld zur Seite gelegt, bin zum Arbeitsamt gegangen und habe gesagt: „Ich möchte kündigen und ich will auch keine Vorstellungsgespräche machen. Mir ist bewusst, dass ich dann nicht das volle Arbeitslosengeld bekomme. Ich will mir ein Jahr Zeit nehmen, um zu gucken, was ich machen will. Und ich will malen. Ich habe keine Ansprüche, ich habe Geld für Wasser und Brot und ein Jahr lang komme ich klar. Was muss ich tun?“

Zu der Zeit war Existenzgründungsunterstützung noch neu und leicht zugänglich. Die ist heute sehr schwer zu bekommen. Beim Arbeitsamt wurde mir dann gesagt: „Hören Sie mal, Sie sind blöd, wenn Sie diese Unterstützung nicht in Anspruch nehmen, wenn Sie eh in die Selbstständigkeit gehen. Als Maler geht das allerdings nicht. Was haben Sie denn vorher gemacht?“ 

Ich habe dann erzählt, dass mich das Online Marketing schon immer fasziniert hat. Es war nicht so, dass ich thematisch kein Interesse mehr an meinem Job hatte. Es waren andere Faktoren. Die Frau vom Arbeitsamt hat mich dann dazu ermutigt, einen fünfseitigen Businessplan aufzustellen. Ich dachte mir, ich mache das nebenberuflich. Ich kannte auch jemanden, der im Online Bereich Hilfe brauchte. Einige meiner Kontakte von der Uni, die im Unternehmen waren, haben mir gut zugeredet. Es war eine gute Kombination zwischen meinem alten Bürojob im Online Marketing und meinem Herzjob, dem Malen.

Netspirits: So entstand die Marke

Ich habe dann nach meinem Gang zum Arbeitsamt an einem Wochenendurlaub meinen Eltern und meinem Bruder im Auto erzählt, dass ich jetzt eine Online Marketing Firma gründe. Ich hatte mir damals schon Domains angesehen, die vergeben waren, und eine lange Liste mit möglichen Namen zusammengestellt. Als ich dann ins Auto rief: „Was haltet ihr denn von netspirits?“, meinte meine Familie, der Name höre sich gut an: „Er ist so sympathisch.“

So ist tatsächlich die Firma netspirits entstanden. Ich habe mir seinerzeit noch nicht mal die Markenrechte, sondern nur die Domain gesichert. Damals war ich noch kein SEO Experte. Dennoch habe ich überprüft, von wem die Domain belegt wurde. Es war eine Firma, die netspirits hieß und etwas mit Online Technik gemacht hat. Es war ein seriöses Unternehmen, was aber insolvent gegangen ist. Deshalb war die Domain frei. Die habe ich mir dann erst einmal gesichert. 

Ich habe mir dann für das Arbeitsamt mit Strato oder 1&1 – ich weiß es nicht mehr – selbst eine Homepage aufgebaut. So kam ich dann wirklich operativ zur SEO. Ich dachte, neben dem Malen, kann ich ruhig Online Marketing machen. Ich hatte keine Sorge, dass ich finanziell scheitern konnte. Ich hatte das Existenzgründungsgeld, habe gemalt und hier und da Online Marketing und SEO Jobs übernommen. Mein erster Tagessatz betrug tatsächlich 150 Euro. Ich hatte natürlich kein Büro und nur meinen Laptop.

Ich habe parallel dazu mit meinen Kompagnon Marius einen Kunstblog aufgebaut und aus Spaß ein Reiseportal, geheimtipp-urlaub.com, gegründet. Dort haben wir einfach nur unsere eigenen Tipps gesammelt und unsere Bilder vermarktet. So kam ich tiefer in die SEO Welt und merkte, dass das genau das richtige für mich ist. Ich konnte das machen, was ich liebe: kreativ sein, texten, ausprobieren, Verrücktes tun und messen, ob es was bringt.

Und das war der Punkt, an dem ich bemerkt habe, dass Online Marketing mein Ding ist, ich kann kreative Dinge machen und keiner kann mir sagen: „Das will ich nicht.“, denn eine Woche später kann ich sagen: „Guck mal, es funktioniert.“ Oder auch nicht. Das Online Marketing ist also ein Bereich, in dem ich beide Seiten meines Persönlichkeitsprofils anwenden kann: sowohl mein Interesse daran, kreativ chaotisch zu sein, als auch meinen Wunsch nach Struktur und klaren Messungen. 

So hat mich mit 30 der Wunsch, Dinge auszuprobieren, zum Online Marketing gebracht. Dazu kam das Arbeitsamt, das gesagt hat: „Mach‘ was mit BWL, da kriegst du eine Förderung für.“ Dadurch entstand dann diese Zeit ohne Geldsorgen. Ich hatte nicht viel Geld, aber auch nicht zu wenig. Deshalb konnte ich unbeschwert dies und jenes ausprobieren und sehen, was erfolgreich ist.

Die Entwicklung: Vom Anfänger zum Experten

OME: Dein Interview werden wir auch dem Arbeitsamt zur Verfügung stellen.

CHRISTIAN TEMBRINK: Der Dame vom Arbeitsamt in Bergisch Gladbach bin ich zu Dank verpflichtet, in der Tat. So sind diese ganzen Online Marketing und SEO Sachen entstanden. Auf dem Papier konnte ich sagen, ich bin freiberuflicher Marketing Berater für das Internet. Dazu kamen meine SEO Gehversuche, die ich direkt für die netspirits Seite angewendet habe.

Das war alles sehr früh im Universal Search Bereich. Marius und ich waren Experten in Google Shopping. Wir haben Google Shopping komplett dominiert. Jedem unserer Kunden konnten wir garantieren, dass er durch uns mit seinem Produkt innerhalb von einem Tag auf Platz eins kommt. Das würde ich heute nie wieder tun, doch damals war es möglich.

Damals hatten nicht viele Feed Dateien, Merchant Center und Ähnliches auf dem Schirm. Das war 2007 und 2008 noch nicht weit verbreitet. Viele haben Attribute manuell zugewiesen und viel Mist produziert. Man konnte von uns SEO bei Google Shopping für 99 Cent kaufen. Das war eine Checkliste, bei der es im Prinzip um Lead Generierung und Telefonakquise ging. 

Es waren wilde Zeiten. Auch mit Google Maps konnte man viel Unsinn anstellen, indem man Tausende von Einträgen und E-Büros erstellt hat. Zu Beginn funktionierte das auch mit YouTube. Mit Maps und YouTube geht das teilweise immer noch, aber mit Google Shopping nicht mehr. 

Kurzum hat dann auch Marius mitbekommen, wie praktisch diese Zugriffe sind. 

OME: Ihr habt also auch Affiliate Marketing betrieben? 

CHRISTIAN TEMBRINK: Ja, mit dem Reiseportal. Dazu gehörten vor allem Reiseführer auf Amazon. Im Kunstblog ging es hauptsächlich darum, unser Atelier und die Ausstellungen zu unterstützen. Nach einem Jahr hatte ich tatsächlich eine große Ausstellung, bei der ich auch die Bilder gut verkaufen konnte.

OME: Glückwunsch! Wow!

CHRISTIAN TEMBRINK: Aber bei einem Stundenlohn von einem Euro … 

OME: Sind die Bilder in eurem Büro auch von dir? 

CHRISTIAN TEMBRINK: Einige sind von Marius. Hinter dieser Wand hängt eins von mir und im kleinen Telefonraum ist auch eins von mir. 

OME: Man kann sich euch beide gut beim Malen vorstellen.

CHRISTIAN TEMBRINK: Ja, so sind wir ja auch zusammengekommen. Irgendwann merkte er, dass ich nebenberuflich neben dem Atelier immer mehr mit netspirits zu tun hatte. Wir haben uns dann bei Xing eingetragen und waren seinerzeit auch auf Platz 1 in den Suchergebnissen für „SEO“. Ich habe also quasi Xing SEO für mich selbst gemacht. Ich war Feuer und Flamme, weil ich das Kreative formal anwenden konnte. 

Wie Online Marketing Experte Christian Tembrink zu seinem Markenzeichen kam

OME: Feuer und Flamme heißt, immer 14 Stunden zu arbeiten. Oder? 

CHRISTIAN TEMBRINK: Klar, am Anfang war es schon so, da das Malen, die Kunstseite, die ersten Kunden und netspirits unter einen Hut gebracht werden mussten. Es war für mich aber keine Arbeit. Ich habe nicht morgens um acht eingestempelt und um 22Uhr wieder aus. Es gab viele Tage, an denen ich um neun angefangen habe und abends um 12 noch aus Spaß experimentiert habe. Oft auch am Wochenende.

Dann ging es mit netspirits wirklich los. Nach 2007/2008, als die offizielle Webseite geschaffen wurde, kamen die ersten Online Marketing Aufträge rein. Ende 2008 bekam Marius das mit und meinte: „ Lass uns doch was zusammen machen.“

Marius hat sich totgelacht, als er erfuhr, dass ich 150 Euro als Tagessatz nehme. Am ersten Tag hat er meine Einnahmen sofort verdreifacht und gesagt: „Stopp, wir nehmen jetzt 450.“ 

So merkten wir dann auch, dass wir von der Zusammenarbeit profitieren. Wir haben damals hauptsächlich im Homeoffice gearbeitet – ich auf der rechten, er auf der linken Rheinseite – und uns gesagt: „Komm, es kommen Aufträge rein, lass uns weitermachen.“ Wir haben beim Zahnarzt und beim Friseur erzählt, dass wir SEO und Online Marketing machen und uns im direkten Netzwerk beworben, bei Arbeitskollegen, Freunden, ehemaligen Mitschülern, Kommilitonen. Und so kamen dann schnell gute Aufträge.

Da war unter anderem ein sehr großer SEO Beratungsauftrag für die Deutsche Welle, bei dem ich der Inhouse Partner war. Ich habe dort mit einer großen SEO und Online Marketing Agentur mit vielen Referenzen für die ganze Deutsche Welle ein gigantisches Projekt auf die Beine gestellt. Es umfasste 31Sprachen und zwei bis dreistellige Millionen Pages im Index. Die haben das komplette Paket geordert: Technisches, Verlinkung, Server, Content und Search Console.

Ich war zu dem Zeitpunkt noch kein Experte in SEO. Ich kannte Dinge wie 301 und Page Titel, den Rest jedoch nicht wirklich. Durch dieses Projekt, bei dem ich als Freelancer Inhouse tätig war, konnte ich Expertenwissen ohne Ende gewinnen. Ich war kein technischer Experte, aber ich habe mich soweit hineingearbeitet, dass ich auf der Online Marketing Ebene technisch mitsprechen konnte. 

So ging es dann weiter. Wir haben unser Portfolio erweitert, von Google Shopping, Maps, Videos und ein bisschen Onpage SEO hin zu AdWords. Wir hatten mit der Deutschen Welle auch in diesem Bereich Aufträge. Dabei haben wir teilweise sehr schlechte Kampagnen gesehen. Ich habe mich dann autodidaktisch in AdWords weitergebildet, weil ich Interesse daran hatte und weil ich auch für die eigene Firma Marketing mit AdWords betreiben wollte.

Ja, und so ging es dann los. Jeder neue Auftrag war auch gleichzeitig bezahltes Lernen, am Anfang zum günstigen Satz. So konnte ich dann schnell Expertenwissen und Erfahrung ausbauen und auch das Netzwerk wurde immer größer.

Die ersten großen Deals des Online Marketing Experten

So kam dann eins zum anderen. Ich habe mich selbst weitergebildet, auch investiert, getestet, immer gerne genetzwerkt, Freunde aus Unternehmen gehabt, bei der Deutschen Welle gute Referenzen erhalten. Dann bin ich ein paar große Performance Deals mit viel Risiko eingegangen. Ich war mit Marius für einen großen Versandhändler tätig, bei dem wir im schlimmsten Fall für ein Jahr umsonst gearbeitet hätten. Alles in der Zeit um 2008/2009.

2009 haben wir dann den Performance Jackpot geknackt. Details darf ich nicht veröffentlichen, doch der Deal war, dass wir die Kosten Umsatz Relation für einen der damaligen Top 10 Versandhändler Deutschlands, von einem gewissen hohen Niveau reduzieren. Es ging quasi darum, nicht mehr 20 Euro in Ads zu investieren, um 100 Euro Umsatz zu machen, sondern nur noch 10 Euro zu bezahlen. Es gab allerdings auch ein Ziel, was den Umsatz betraf: Wir durften nicht unter einen gewissen Umsatz rutschen. 

Wir haben eine ziemlich komplizierte Formel mit mehreren Experten zusammengestellt. So haben wir es schließlich geschafft, unter die Ziel KUR zu kommen. Dabei haben wir die Kosten für das Unternehmen halbiert und dessen Umsatz verdreifacht – und dadurch auch einen großen Bonus verdient. 

Schließlich haben wir beschlossen: Jetzt gründen wir eine GbR. Jetzt stellen wir Leute ein. Wir haben dann tatsächlich unseren ersten Angestellten eingestellt und noch zwei, drei Studenten als Freelancer. Das erste Büro war dann am Zülpicher Platz. Da hatten auch andere Agenturen ihr Büro, die am ersten Tag beeindruckt davon waren, dass wir auch Online Marketing und SEO betreiben.

Ein alter Kumpel von Marius aus Mailand, der in Indien war, hat sich für uns um einen Server und eine Webseite gekümmert. Das erste haben wir noch herumgetestet, 2009 sind wir dann offiziell und dadurch seriöser geworden. 

Dann ging es eigentlich kontinuierlich nach oben. Wir haben unsere ersten Kunden gehalten, Weiterempfehlungen und neue Anfragen bekommen und unser Portfolio ausgebaut. Nur auf dem Gebiet SEO und SEA, in den Grundzügen auch schon im Web Controlling. Anschließend haben wir mehr Leute eingestellt, erst einmal Freelancer, dann sind zwei Freelancer wieder zu Festangestellten geworden. 

Wir sind auch selbst immer erfolgreich gerankt – nie bei den großen Money Keywords, aber in vielen Nischen. So haben wir wieder neue Aufträge bekommen. Kunden, die uns gut fanden, haben uns weiterempfohlen und so nahm alles seinen Lauf. Das ist bis heute so. Und, um die Frage zu Ende zu bringen, so bin ich zum Online Marketing Experten geworden. Mich treibt die Neugier an, mich treibt immer noch die Freude an.

OME: Hast du die Neugier immer noch? 

CHRISTIAN TEMBRINK: Ja.

OME: Wenn ich es richtig herausgehört habe, dann bist du seit 2006 beim Online Marketing. Also schon über zehn Jahre. Was würdest du sagen, wann du offiziell mit Online Marketing angefangen hast?

CHRISTIAN TEMBRINK: Also, 2001 habe ich bei Yello als Student im E-Commerce Team gekommen und operativ Online Marketing gelernt und angewendet.

OME: Du bist also seit zwölf Jahren selbständiger Unternehmer und hast seit knapp 20 Jahren Online Marketing Erfahrung, weil es im Studentenjob schon losging?

CHRISTIAN TEMBRINK: Ja. Das ist die Story. Von da an ging es, wie du weißt, zwei Schritte vor, mal einen zurück, dann kamen neue Kollegen und neue Ideen, dann haben wir das Portfolio erweitert, zum Beispiel um Social Media Advertising, YouTube, Filmproduktion.

Personalentwicklung bei den Experten von netspirits

Wir waren sehr lange eher freestyle unterwegs, was Themen wie Prozesse, Zeiterfassung, Arbeitsverträge, Mitarbeiterbindung, Vergütungssysteme, Arbeitsmodelle, Steuern und Controlling angeht. Mit zwei, drei, vier Mitarbeitern ist das ok, aber wir hatten bald schon zehn, elf, zwölf Mitarbeiter. Das ging immer gut, doch wir hatten in einem Jahr viel in Technik investiert und auch durch ein, zwei Fehlbesetzungen mit Personal Geld verloren. Es sind Kunden gegangen. Und dann dachten wir, dass es besser wäre, mit Forecasts und einem wirklichen Businessplan professioneller zu werden. So sind wir dann weitergewachsen.

OME: Habt ihr euch einen Unternehmensberater als Experten dazu geholt? 

CHRISTIAN TEMBRINK: Ja, das haben wir und das war eine sehr gute Investition. Ich kann jedem, der in Sachen Team Skills, Führung und Miteinander Hilfe braucht, Harald Berenfänger empfehlen. Unser Problem war damals tatsächlich, dass wir sehr gute Freunde von uns mit in die Firma geholt hatten. Davor hatte er uns gewarnt. Wir haben das beide nicht so gesehen und dann hat es irgendwann gekracht.

Deswegen hatten wir eine Werte- und Führungsberatung vom Experten, in der es darum ging, wo wir überhaupt hin wollen. Marius und ich sind wirklich wie Yin und Yang, bei allem.

OME: Auch heute noch?

CHRISTIAN TEMBRINK: Ja, charakterlich definitiv. Rückwirkend ist das die beste Kombination, die man haben kann. Jeder hat seine Stärken. Ein Verhandler darf nicht lieb und lustig sein. Ein Verhandlungsexperte muss knallhart verhandeln können. Da bin ich raus, das kann ich nicht. Ein guter Kundenberater darf aber nicht knallhart auf den Tisch hauen und sagen: „Habe ich jetzt keinen Bock, ich bin weg“ oder „Machen wir nicht.“ Marius ist eher der Verhandlungsexperte und holt für alle etwas Gutes heraus. Ich bin derjenige, der eine gute Arbeit im Online Marketing machen will.

In Gesprächen 2015/16 haben wir dann Schahab Hosseiny, den Geschäfstführer der MSO Digital  kennengelernt. Da hat er signalisiert, dass er gerne mit uns zusammenarbeiten würde. Und wir bereuen es bis heute nicht. Genau das, was wir brauchten und uns gewünscht haben, haben wir gemacht: ein Jahr lang hartes Unternehmensconsulting durch Experten, Prozesse, Kommunikation, all das, was uns fehlte, richtig auf die Beine gestellt.

OME: Alles von Herrn Berenfänger?

CHRISTIAN TEMBRINK: Nein, Berenfänger war tatsächlich nur Experte für Führung.

OME: Ach, dann habt ihr die Prozesse mit MSO zusammen gemacht?

CHRISTIAN TEMBRINK: Das haben wir mit Schahab und MSO Digital gemacht, ja.

Wir starteten 2017 im Sommer. 

Mithilfe von professioneller Beratung und viel Herzblut sind wir gewachsen. Ich bin froh, dass ich heute nicht mehr alleine am Drücker sitze, sondern das tun kann, wofür ich brenne, und nette, liebe, fähige Menschen um mich scharen konnte, die in ihren eigenen Bereichen Experten sind.

Das macht der Online Marketing Experte privat

OME: Du hast eine unglaublich sportliche Figur. Das wirkt so, als ob du auch jetzt noch sehr sportlich bist. Und gute Ernährung ist ja auch ein Teil des Sports. Und dann wäre da noch das Malen. Inwieweit bist du heute noch sportlich aktiv oder kommst du heute wieder zum Malen? Wo holt Online Marketing Experte Christian seine unglaubliche Energie her?

CHRISTIAN TEMBRINK: Woher ich meine Energie nehme? Ich habe das Glück, eine liebe, gute Familie mit drei Geschwistern zu haben, die alle in Köln sind, mit denen ich viel unternehme. Ich ziehe Kraft aus meiner Beziehung. Ich bin seit 18 Jahren verpartnert und dieses Jahr steht eine Hochzeit an.

OME: Glückwunsch.

CHRISTIAN TEMBRINK: Das ist für mich definitiv ein Ruhepol: Kochen, Einkaufen, Essen machen und Gäste einladen.

Ein perfektes Wochenende ist für mich, wenn ich samstags eine Stunde Zeit habe, mir zu überlegen, wen ich abends einlade und was ich mache, zwei, drei Stunden einkaufen zu gehen, zwei, drei Stunden zu kochen und dann am besten fünf, sechs Stunden zu essen und gemeinsam Zeit zu verbringen, einen leckeren Wein zu trinken und über das Leben zu sinnieren. Damit bin ich schon glücklich.

Reisen ist auch ein Hobby von mir. Das war es immer und das ist es auch immer noch. Ich war nie der Typ, der sagte: „Mein Gott, ich habe schon zwei Jahre keinen Urlaub mehr gemacht!“. Der Spruch „work hard, play hard“ trifft ganz gut auf mich zu. Ich habe auch in den Zeiten, in denen ich noch alleine war und mein Homeoffice Telefon auf mein Handy umleiten musste, trotzdem immer Urlaub gemacht, immer konsequent.

OME: Zählt für dich auch ein verlängertes Wochenende als Urlaub? Oder beginnt Urlaub bei dir erst ab drei Wochen?

CHRISTIAN TEMBRINK: Nein, also während des Studiums habe ich häufig auch drei, vier, fünf, sechs Wochen Trips unternommen. Seit meiner Arbeit bei Yello Strom waren drei bis vier Wochen doch eher das höchste der Gefühle.

OME: Kannst du privat auch nicht an netspirit denken?

CHRISTIAN TEMBRINK: Ja.

OME: Und wenn du heute Abend nach Hause fährst, wenn ich mir die Frage erlauben darf, kommt dir eine Online Marketing Idee und du schreibst dir noch kurz eine E-Mail zur Erinnerung?

CHRISTIAN TEMBRINK: Das kann immer vorkommen.

Auch Online Marketing Experten machen Fehler – und lernen daraus!

OME: Bist du offen, uns zu erzählen, was deine größten Erkenntnisse waren, die vielleicht durch Fehler entstanden sind?

CHRISTIAN TEMBRINK: Ich habe kein Problem über Fehler zu reden, auf gar keinen Fall. Nur daraus lernt man. Wenn du nicht hinfällst, weißt du nicht, dass das wehtut und dass du beim nächsten Mal lieber nicht hinfällst, sondern laufen lernst. Ich habe definitiv Fehler gemacht. Der chronologisch erste Fehler war, am Anfang keinen guten Steuerexperten als Berater gehabt zu haben. Das hat mich Monate und Jahre, graue Haare und Nerven gekostet.

OME: Gibt es eigentlich Kunden, mit denen du dich siezt?

CHRISTIAN TEMBRINK: In der Tat sehr wenige. Wir haben jetzt gerade einen Online Marketing Pitch gewonnen, bei dem die Mitarbeiter sich intern duzen, der Ansprechpartner hat mich aber immer gesiezt. Ich denke mal, da wird das Du später folgen. So ist es auch, gerade wenn man neu anfängt, bei Kunden aus klassischeren Branchen als dem Online Marketing. Ich habe das auch just andersherum erlebt. Ich habe einen Ansprechpartner in einer größeren Firma angeschrieben, die mich verlinkt hatten: „Hey, Vorname X, Y“ und er antwortete dann: „Guten Tag Herr Tembrink.“ Also ich bin immer gerne direkt, denn in der Online Marketing Branche duzt man sich viel.

Experte Christian Tembrink über aktuelle Online Marketing Trends

OME: So hatte ich dich auch angeschrieben: Hallo Christian, ich hoffe ein Du ist in Ordnung. Das ist mein Lieblingssatz. Kommen wir zur nächsten Frage: Welche aktuellen Online Marketing Trends findest du am interessantesten?

CHRISTIAN TEMBRINK: Ich persönlich bin nicht so der Trend-Renner. Im letzten Jahr waren zum Beispiel überall Chatbots angesagt. Ich glaube, wir sind nicht nur im Online Marketing alle mit der künstlichen Intelligenz konfrontiert. Auf uns kommt eine harte Automatisierung, eine viel krassere Technik und kanalübergreifende Vernetzung zu, mit allem, was daraus möglich wird. Dazu gehört, Datensilos aufzubrechen und nicht mehr SEO, E-Mail Marketing und Social als einzelne Kanäle im Online Marketing zu sehen, sondern alles hochintelligent mit automatisierten Attributionsmodellen anzuwenden.

OME: Also mehr Inbound Online Marketing?

CHRISTIAN TEMBRINK: Ja, mehr Inbound Marketing. Ich finde, Outbound Marketing hat immer noch eine Berechtigung in gewissen Branchen. Es sollte aber in Richtung der Kombination zwischen verschiedenen Elementen des Offline und Online Marketing sein: ein Flagship Store vor Ort, ein Online Shop mit Expertenratgeber, eine Social Media Kommunikation, ein WhatsApp Newsletter, E-Mail Marketing und ein Kanal oder Werbespots auf Youtube…

OME: Auch mal eine Radiokampagne, so wie Lidl das macht? Die bespielen wirklich jeden Kanal und das massiv. Das ist eine kreative Entscheidung.

CHRISTIAN TEMBRINK: Ich finde nicht, dass man jeden Kanal bespielen und überall sein muss. Das Marketing mit Personas kann sehr viel erfolgreicher sein. Ich habe noch im Studium gelernt, wie wirkungsvoll One to One Communication im Marketing ist. Heute geht das: mit Automatisierung, Dynamisierung, Individualisierung. Ich weiß, einen Winfried schreibe ich anders an als einen Christian, oder eben beide gleich, weil sie ähnlich ticken. Das kann nun wirklich harmonisiert werden.

Ich bin immer entsetzt, wie viele Brüche es bei großen bekannten Marken und Shops teilweise gibt. Wenn man von denen etwas online bestellt, bekommt man bisweilen eine wirklich üble, niemals von irgendwem gelesene Mail. „Sie haben bei uns eingekauft, bitte bewerten Sie dieses Produkt.“ Dann wird man weitergeleitet auf irgendwelche unübersichtlichen Bewertungsseiten und musst dort erst noch das richtige Produkt suchen.

Professionelle und erfolgreiche Vernetzung sehe ich nicht als Trend, sondern als absolute Notwendigkeit. Eine Website online sollte genauso als Kommunikation verstanden werden wie ein Gespräch. Aus diesem Grund gibt es bestimmte Attribute, die vom Leser mit einer Webseite in Verbindung gebracht werden sollten: rational bereichernd, emotional wertvoll. So sagt man beim Rausgehen nicht: „Der hat mir jetzt 20 Stunden die Ohren vollgequatscht“, sondern: „Das war interessant und ich fühle mich aufgeladen, denn ich nehme auf der emotionalen Ebene mehr mit“. 

Das lässt sich mit den ganzen technischen Möglichkeiten paaren: Chatfunktionen, E-Mail Marketing Automation, „folge mir auf Facebook“, „kommentiere den Ratgeber“, „komm in mein Geschäft“, Flyer- und Gewinnspielaktionen. Da gibt es noch viele coole Sachen, die man im Online Marketing machen kann. Dafür wird es auch noch neue Technologien geben. 

OME: Wenn ich dich richtig verstehe, muss dafür kein Millionenbudget vorhanden sein. Es eignet sich auch für Small Businesses wie einen Rechtsanwalt oder einen Zahnarzt. Auch da ist 360 Grad kanalübergreifend durchdachtes Offline und Online Marketing notwendig. Zum Beispiel auch, dass man einen Online Termin macht und dass man eine WhatsApp Nachricht bekommt als Erinnerung.

CHRISTIAN TEMBRINK: Exakt.

OME: Oder dass man einen Tag später gefragt wird: „Wie war es, willst du uns bewerten? Wenn du uns bewertest, kriegst du einen Gutschein zugeschickt.“

CHRISTIAN TEMBRINK: Exakt. Und das Päckchen enthält dann auch etwas, was über die Kooperationspartnerpaketbeilage hinaus geht. 

Ich mache fast jeden Tag Screenshots von Beispielen und nehme Videos über schlechte Kommunikation auf. Es gibt aber auch positive Beispiele wie die Holz Connection. Das ist eine private Schreinerei. Die machen für ihren kleinen KMU Laden richtig feine Kommunikation und Online Marketing. Sie bieten eine gute Kombination aus Ratgeber, Inspiration, Unterhaltung, Lernen und Verkaufen, aber richtig fein, sympathisch.

Da erinnere ich mich immer an meinen Verkäuferjob in der Schüler- und Studentenzeit. Ich stand samstags mit fünf anderen hinter der Theke und 20 Kunden standen vor uns, die allesamt verärgert darüber waren, wie voll der Laden ist. Da bekommt man sehr schnell einen Expertenblick dafür, wen man vor allen anderen drannehmen sollte, da er sonst die gesamte Stimmung herunterzieht. Den kriege ich vielleicht in zehn Sekunden zufriedengestellt und für die anderen brauche ich zwei Stunden.

OME: Also ist das System „wer zuerst kommt, der wird zuerst bedient“ nicht immer erfolgreich.

CHRISTIAN TEMBRINK: Genau. Im Online Marketing wird diese Erkenntnis leider oft noch nicht angewendet. Es ist aber möglich: mit User KPI, Nutzerverhalten, Daten aus dem Chrome Browser und Geo Targeting. Wir haben jetzt einen größeren Kunden mit vielen Retail Stores. In die Stores kommen die Leute, die etwas gesucht haben, ein Banner gesehen haben und angeklickt haben. Wie viele davon gehen in ein Geschäft? Wir haben auch Vorhersagen für eine größere Parfümeriekette getroffen: Wer sucht wann, an welchem Tag, in welcher Stadt nach Anschriften, wo diese Läden zu finden sind? So kann man prognostizieren, wie die Belegschaft an dem Tag aufgestellt sein sollte.

Das finde ich wahnsinnig faszinierend. Das ist neu, das will ich verstehen lernen, das will ich kombinieren können. Im Prinzip würde ich mich weniger Online Marketing Experte, sondern eher Marketing Freak nennen – mit 85 Prozent, 90 Prozent Anwendung im Online Marketing. Ich bin ein Freund von guter Kommunikation im Privaten, im Persönlichen, wie auch im Unternehmerischen. Und Marketing ist für mich Kommunikation und Dialog und eben nicht: „Hi, schön, dass du da bist, kaufe jetzt sofort weiße Tennissocken.“

So können auch Sie von Christian Tembrinks Online Marketing Expertenwissen profitieren

OME: Du hast so unfassbar viel Expertenwissen. Haben andere Leute Chancen, neben deinen Webinaren davon zu profitieren? Hast du vor, als Online Marketing Experte mal ein Buch zu schreiben, oder siehst du dich eher als Referent?

Um Expertenwissen weiterzugeben, arbeite ich in den letzten Jahren mit der IHK Köln zusammen. Die haben eine extra Weiterbildungsakademie. Da werden Busfahrer und Taxifahrer ausgebildet aber auch für den Online Marketing Bereich gibt es Kurse. Ich gebe dort mittlerweile pro Jahr sechs Kurse mit jeweils acht Workshoptagen. Auf das Format bin ich stolz: Es sind acht Lehrgangstage, jede Woche ein Tag. Die Teilnehmer machen das alle nebenberuflich. Das ist nachhaltiger als Blockkurse: In den klassischen Ein- bis Zweitagesworkshops stopfst du die Leute mit Expertenwissen voll. Die gehen zwar inspiriert heraus, aber am nächsten Tag ist alles weg.

Auch Kunden, denen ich leider nicht helfen kann, weil wir vom Pricing nicht hinkommen, empfehle ich meine Kurse. Dort lernen sie die Online Marketing Basics. Und in acht Tagen SEO und Online Marketing Coaching, da kann man schon viel Theorie und Expertenwissen vermitteln, aber auch viele Übungen mit einer Gruppendynamik umsetzen.

Dann gibt es noch viele weitere Sachen, die wir gemeinsam mit der IHK in Köln machen. Dazu gehören Tages- und Halbtagesveranstaltungen und auch kurze Impulsverträge. Von den sechs Workshops im Jahr sind drei über SEO und drei über Content Marketing. Im SEO-Kurs beschäftigen wir uns mit SEO und SEA gleichzeitig, wobei der Fokus auf SEO liegt. Im Content Marketing geht es um die Fragen: Wie schreibe ich? Wie mache ich Formate? Was kann ich mit PDFs und Videos erreichen? Wie plane ich? Wie bewerte ich? Welcher Content fehlt mir noch für meine Personas? So gebe ich mein Expertenwissen weiter.

OME: Wir durften ganz viel von dir erfahren. Vielen herzlichen Dank. 

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