„Das Schönste war immer, wenn mir jemand geschrieben hat, dass ich ihm helfen konnte.“
– Online Marketing Experte Matthias Hotz
OnlineMarketingExperten.de zu Gast bei dem Erfinder von SEORCH
Matthias Hotz ist Betreiber und Erfinder des Online Tools SEORCH, von dem jeder SEO Interessierte schon einmal gehört haben sollte. Das Tool gibt Webseitenbetreibern praktische Einblicke in ihre Seiten und hilft mit zahlreichen Kennzahlen rund um den Content, die Backlinks und viele andere Rankingfaktoren bei der Optimierung von Webseiten.
Matthias Hotz darf deshalb nicht unerwähnt bleiben, wenn man eine vollständige Liste aller Online Marketing Experten in Deutschland aufstellen möchte. Wir haben den Experten besucht und ihm einige spannende Fragen gestellt.
Matthias Hotz im Gespräch
OME: Vielen Dank, dass wir heute dieses Interview führen können.
Der Online Marketing Experte über sein besonderes Hobby
Ich beginne mit einer etwas anderen Frage, die gar nichts mit Online Marketing zu tun hat. Ich sehe hier dieses Fahrrad. Dein Hobby sind also Fahrräder?
MATTHIAS HOTZ: Ja, ich fahre Mountainbike und Rennrad. In meiner Wohnung müssten insgesamt vier Fahrräder stehen. Eines davon befindet sich noch in seinen Einzelteilen.
Ich baue auch selbst Fahrräder zusammen. Ich bestelle die Einzelteile und baue sie in einem extra Raum an einem Fahrradständer zusammen.
Schon als Kind habe ich gerne Dinge auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt. Wenn bei uns im Haushalt etwas kaputt gegangen ist, war ich schon als Dreizehnjähriger derjenige, der es wieder repariert hat.
OME: Wie oft hast du dir beim Fahrradfahren schon etwas gebrochen?
MATTHIAS HOTZ: Beim Fahrradfahren habe ich mir noch nie etwas gebrochen. Ich bin sturzgeübt, aber ich habe schon diverse Rippen- und Beckenprellungen, aufgerissene Unterarme und viele andere Verletzungen hinter mir.
Ich bin zum Beispiel auch schon einmal mit Malaria aus dem Westafrika Urlaub nachhause gekommen. Da war ich in Mali.
Ich mache gerne Urlaub in Ländern, in denen sich die meisten nicht vorstellen könnten, dort Urlaub zu machen. Das ist ein weiteres Hobby von mir.
Diese Länder finde ich am interessantesten, da es dort keine Tourismusindustrie gibt.

OME: Das sind sehr interessante Hobbys.
Kommen wir nun zum Thema Online Marketing: Wir versuchen auf unserem Portal, Interviews mit den größten Online Marketing Experten Deutschlands zu präsentieren.
Matthias Hotz über die Online Marketing Branche in Deutschland
Was sagst du zu der Online Marketing Branche in Deutschland und zu den Experten, die es gibt?
MATTHIAS HOTZ: Ich würde mich selbst nicht als Online Marketing Experte bezeichnen. Diese Beurteilung überlasse ich lieber anderen.
Aber ich finde es gut, dass wir auch Online Marketing Experten in Deutschland haben, die sich selbstdarstellerisch als Experten bezeichnen.
Unser Problem in Deutschland ist, dass wir zwar gute Technologien entwickeln können, aber nicht auf den Busch klopfen und ein schlechtes Bild vom Marketing haben.
Aus meiner Sicht sind SEO Tools dafür ein gutes Beispiel. Ich denke nicht, dass es das eine, weltbeste SEO Tool gibt.
Vielmehr glaube ich, dass für unterschiedliche Personen und unterschiedliche Probleme auch unterschiedliche SEO Tools am besten geeignet sind.
Deshalb ermutige ich meine Workshop Teilnehmer auch immer, möglichst viele Tools auszuprobieren.
Dennoch würde ich behaupten, dass die besten SEO Tools aus Europa kommen. Die innovativsten Tools wurden meiner Meinung nach zum Beispiel in Deutschland oder Großbritannien entwickelt – nicht in den USA, wie viele glauben.
Das größte Vorbild des Experten
OME: Wie bist du auf die Idee gekommen, dein SEO Tool SEORCH zu entwickeln?
MATTHIAS HOTZ: Die Idee kam mir, als ich bei 1&1 als Frontend Entwickler gearbeitet habe.
An einem Montagmorgen hatte ich eine Diskussion mit einigen aus der SEO Abteilung, die meinem Team und mir vorgeworfen haben, aus SEO Sicht Fehler gemacht zu haben.
Eine weitere Auseinandersetzung wollte ich vermeiden, aber um alle Webseiten manuell zu überprüfen, fehlte mir die Zeit. Deshalb habe ich begonnen, SEO Tools zu entwickeln, mit denen ich einen Schnellcheck durchführen konnte.
Die Vorwürfe meiner Kollegen hatten meinen Kampfgeist geweckt und mich motiviert. Ich bin kein Fan davon, Vorwürfe zu machen.
Ich möchte lieber Lösungen für Probleme finden, anstatt einen Schuldigen zu suchen. Das habe ich gelernt, als ich bei meinem Onkel mit 16 einen Ferienjob gemacht habe.
Wir haben eine Industrieanlage aufgebaut, die über ein Förderbandsystem Wäsche durch den gesamten Waschprozess bis hin zum Trockner begleiten sollte.
Dabei habe ich aus Versehen einen Stuhl in der Produktionsstraße stehen lassen, der nach dem Einschalten die gesamte Fördereinrichtung demoliert hat.
Ich habe natürlich befürchtet, dass ich wahnsinnigen Ärger von meinem Onkel bekomme. Mein Onkel hat jedoch nicht einmal gefragt, wer den Stuhl in der Anlage vergessen hat.
Es war ihm komplett egal, wer den Fehler begangen hatte. Ich glaube, er weiß bis heute nicht, dass ich es war.
Stattdessen hat er sich darauf konzentriert, wie wir die Anlage wieder reparieren können. Er ist entspannt geblieben und hat an jeden die wichtigsten Aufgaben verteilt, damit wir das Förderbandsystem doch noch rechtzeitig fertig bekommen.
OME: Würdest du sagen, dass dein Onkel dein Vorbild ist?
MATTHIAS HOTZ: Genau. Ich mache auch niemandem Vorwürfe, selbst wenn durch einen Fehler mehr Arbeit entstanden ist.
Ich mache schließlich auch Fehler und möchte dafür nicht angeschrien werden. Stattdessen möchte ich, dass wir gemeinsam als Team Probleme lösen.
Ich arbeite gerne mit Menschen zusammen, die nicht mit dem Finger auf andere zeigen, sondern auch die Fehler eines einzelnen als Team behebt.
Die Online Anfänge von Matthias Hotz
OME: Es freut mich sehr, dass wir so einen freien Einstieg in unser Gespräch gefunden haben.
Ich würde jetzt mit der Frage weitermachen, die ich mir eigentlich für den Anfang unseres Interviews überlegt hatte:
Wie bist du zu deinem ersten Computer gekommen und was hast du damit gemacht?
MATTHIAS HOTZ: Meinen ersten Computer habe ich mit 10 bekommen. Es war ein Atari ST 1040 FM mit Monochrommonitor und einem Star LC-10 Nadeldrucker.
Damals gab es zwar schon PCs, doch zuhause hatten die meisten einen C64, einen Amiga 500 oder einen Atari ST.
Ich war nicht lange glücklich mit dem Atari, denn ich wollte unbedingt einen PC. Damit konnte man mehr machen und es gab mehr Programme.
Mein erster PC war dann ein 386er, den ich mir bei Escom kaufen konnte, nachdem ich den Atari verkauft habe. Darauf habe ich hauptsächlich Spiele gespielt.
Damals war bei DOS noch beschränkt, wie viel Memory für ein Spiel zur Verfügung steht. Diese Beschränkungen konnte man in der autoexe.bat und der config.sys manipulieren. Das hat mich damals sehr interessiert.
Da habe ich zum ersten Mal mit Software herumgespielt. Kurz darauf habe ich auch die Hardware bearbeitet, da der PC keine Soundkarte hatte und Spielen ohne Soundkarte nicht so viel Spaß macht.
Deshalb habe ich eine gebrauchte Adlib Soundkarte für 150 Mark gekauft, den PC auseinandergeschraubt und sie eingebaut. Ich hatte da keine Angst, etwas kaputt zu machen.
So gehe ich auch heute noch vor: Wenn etwas kaputt ist, dann ist es eben kaputt. Es ist nur ein Gegenstand. Dabei stirbt schließlich niemand. Das ist mein Grundsatz bei Dingen, die mir gehören und über die ich selbst verfügen kann.
Das waren also meine PC Anfänge. In der Schule war ich zusätzlich in einer AG, in der wir die Basics des Programmierens gelernt haben.
Zuerst haben wir noch mit Zeilennummern programmiert. Später haben wir dann mit Pascal gearbeitet.
Viele PC Generationen später kamen die ersten Modems. Mein erstes Modem war ein 22-8er. Meine Eltern haben nicht verstanden, dass dadurch das Telefon immer besetzt ist. Sie dachten, es wäre kaputt.
Ich habe es auch geschafft zu verhindern, dass meine Eltern meine Online Zeiten genau mitbekommen.
Zu der Zeit war ich zum Beispiel in iOS-C-Chats unterwegs. Das waren Internet Relate Chats, für die man einen eigenen Client brauchte.
Dabei habe ich die Betreiber einer Newsseite kennengelernt und wurde gefragt, ob ich nicht mitmachen möchte. Ich wusste natürlich noch nicht, wie man eine Webseite baut.
Meine Bekannten waren der Meinung, das könnte jeder, deshalb habe ich zugesagt. So habe ich gelernt, wie man Webseiten erstellt.
Angefangen habe ich mit dem „What you see is what you get“ Editor NetObjects Fusion. Ich weiß nicht, ob es den noch gibt.

So ging es nach der Schule für den Experten weiter
OME: Hast du nach der Realschule eine Ausbildung gemacht?
MATTHIAS HOTZ: Nein, mein Realschulabschluss war so schlecht, dass ich mich gar nicht getraut habe, mich zu bewerben.
Ich hatte eine Durchschnittsnote von 3,0. Damit habe ich zwar nicht getraut, mich zu bewerben, ich bin aber auf ein Wirtschaftsgymnasium gewechselt.
Mein Abitur habe ich ebenfalls mit 3,0 bestanden, nachdem ich in der 11. Klasse sitzengeblieben bin, da ich in Mathe und Physik eine 5 hatte.
Ich hatte eigentlich nur Lust darauf, etwas mit Computern zu machen. Mir wurde aber davon abgeraten, mit einer 5 in Mathe und Physik Informatik zu studieren.
Nach dem Abitur habe ich 13 Monate lang meinen Zivildienst abgeleistet und anschließend einen Ausbildungsplatz als Industriekaufmann angenommen.
Durch mein Abitur konnte ich die Ausbildung auf zwei Jahre verkürzen. Ich habe allerdings nie in dem Beruf gearbeitet, da ich Ende der 90er das Bauen von Webseiten für mich entdeckt hatte.
Wenig später bin ich in die Marketing Abteilung meines Ausbildungsbetriebs marschiert und habe ihnen gesagt, dass ihre Webseite nicht gut sei und ich eine bessere bauen könnte.
Dabei konnte ich es gar nicht. Ich hatte mir die Grundkenntnisse der Webseitenerstellung angeeignet, aber programmieren konnte ich nicht.
Abgesehen von einigen Pascal-Spielereien hatte ich nur Grundkenntnisse in PHP, HTML und CSS. Meine Lernkurve, während ich die Webseite der Firma neugebaut habe, war dementsprechend steil.
Ich wollte mich schließlich nicht blamieren. Außerdem hatte ich Spaß daran, mir dieses Wissen anzueignen.
Durch diese Webseite wurde ich als New Media Specialist eingestellt. Das war der Startschuss in meine Online Marketing Karriere.
Insgesamt war ich zehn Jahre in dieser Firma tätig. Zum Schluss hatte ich die Verantwortung für alle Webseiten in den europäischen Regionen und Russland.
OME: Wie viele Webseiten waren das?
MATTHIAS HOTZ: Es müssten ca. 10 Webseiten gewesen sein.
OME: Welches CMS habt ihr dafür genutzt?
MATTHIAS HOTZ: Damals gab es noch kein CMS. Das erste CMS wurde in unserer Firma erst eingeführt, als ich schon nicht mehr dort gearbeitet habe.
Wir haben hauptsächlich mit einem Produktmanagementsystem gearbeitet. Ich war bei der Einführung dabei. Es war für damalige Verhältnisse sehr beeindruckend.
Wir hatten die Möglichkeit, Produktdaten an einem Ort einzupflegen und daraus Kataloge und Webseiten zu erzeugen.
Anhand einer Datenbasis wurden verschiedene Exporte durchgeführt. Zum Beispiel konnten wir Adobe Framemaker verwenden.
Ein Mitarbeiter hat den Katalog erstellt und ich habe ihn zusammen mit einer Agentur in XML und XSLT exportiert.
Unter anderem habe ich sogar ein komplettes Mitarbeitertelefonbuch auf XML und XSLT Basis erstellt.
Das Unternehmen war jedoch ein amerikanischer Großkonzern, was einige Nachteile mit sich gebracht hatte. Die Arbeitsmotivation war nicht sehr groß, da sehr häufig Mitarbeiter wegrationalisiert wurden.
Ich war davon zwar nicht betroffen, da ich einer der wenigen onlineaffinen Mitarbeiter war, doch die Angst und der Druck, die allgegenwärtig waren, haben mich schon geprägt.
Anfang der 2000er hatte ich zum ersten Mal Kontakt zu SEO. Ein Produktmanager für Schaltschränke wollte in Google für Schränke gefunden werden.
Ich habe ihn darauf hingewiesen, dass er wohl kaum für Schränke gefunden werden will – schließlich sind wir nicht IKEA.
Stattdessen war es sinnvoller, für einen Schaltschrank, einen Serverschrank oder ähnliches gefunden zu werden.
Nach dem Trial and Error Prinzip habe ich dann Landingpages erstellt. Ich habe sie selbst mit Texten ausgestattet und getestet, welche Verlinkungen am besten funktionieren.
Um die Ergebnisse zu messen, habe ich den Vorläufer von Google Analytics genutzt. Die Search Console und Webmaster Tools gab es damals noch nicht.
Damals war Google noch nicht so relevant wie heutzutage. Yahoo, Fireball, web.de und t-online.de waren zu der Zeit deutlich wichtiger.
Die einzigen Ressourcen, auf die ich zurückgreifen konnte, waren ABAKUS und das dazugehörige Forum. Die Community hat mir wertvolles Wissen geliefert.
Den Rest habe ich mir durch Trial and Error selbst beigebracht. Bis heute gehe ich nach diesem Prinzip vor. Ich teste und überprüfe und leite daraus dann etwas ab.
Später konnte ich sogar den Kollegen aus den USA erklären, was SEO ist. Ich habe ihnen die Wichtigkeit der Suchmaschinenoptimierung nahegelegt und erklärt, wie viele Webseitenbesucher man auf diese Weise erreichen kann.
Schon in unserem Produktdatensystem habe ich immer auf die Meta Description und den Meta Title geachtet.
Ich fand es sehr amüsant, dass ich vor den Amerikanern Vorträge gehalten habe. Sie hatten damals noch keine Ahnung von dem Thema. Ich habe ihnen quasi Support geliefert.
Letztendlich habe ich trotzdem hauptsächlich Webseiten erstellt.
Ich war jedoch schon damals der Meinung, dass man eigentlich einen Mitarbeiter einstellen müsste, der sich den ganzen Tag lang nur um SEO kümmert.
Mir war damals schon bewusst, was für ein starker Hebel Suchmaschinenoptimierung ist und wie viele Kunden man darüber gewinnen kann – Selbst bei einem Nischenprodukt wie einem Schaltschrank.
Ich habe meinen Vorgesetzten erklärt, dass ich ohnehin schon die Hälfte meiner Zeit mit SEO verbringe, und dass ich noch viel mehr machen könnte, wenn ich mehr Zeit zur Verfügung hätte.
Aber das Thema war damals noch nicht relevant genug.
Nach zehn Jahren hatte ich keine Lust mehr, für diesen Konzern zu arbeiten, da wir Mitarbeiter immer weiter beschränkt wurden und auch in guten Jahren keine Wertschätzung erfahren haben.
Anschließend habe ich zwei Bewerbungen versendet und auf beide eine Zusage erhalten. Das war im Jahr 2010.
Matthias Hotz über seine Zeit bei 1&1
Ich habe mich schließlich dazu entschieden, bei 1&1 in Karlsruhe als Frontend Entwickler anzufangen. Dort habe ich mit meinen Kollegen die DSL Bestellstrecke und die Mobilfunk Bestellstrecke ausgebaut.
Meine Kollegen bei 1&1 waren wirklich gut.
Auch dort habe ich eine steile Lernkurve erlebt, schließlich wurde dort professionelle Softwareentwicklung betrieben.
Deployment Tools, Unittests, Hudson und Jenkins – Für mich war das alles neu.
In den folgenden zwei Jahren hatte ich nichts mehr mit SEO zu tun. Softwareentwicklung hat mich zu der Zeit mehr interessiert.
OME: Hattest du eine klassische 40 Stunden Woche?
MATTHIAS HOTZ: Genau.
40 Stunden die Woche mit einer steilen Lernkurve. Ich konnte viele neue Dinge lernen und meine Fähigkeiten im Programmieren stark verbessern.
Das war möglich, da ich ein gutes Team hatte, das mich optimal eingearbeitet hat und mir bei Fehlern erklärt hat, wie ich mich verbessern kann.
OME: Hattet ihr eine Kaffeeflatrate?
MATTHIAS HOTZ: Ja, natürlich. Bei 1&1 gab es einige Flatrates.
Wir hatten Getränke und es gab sogar einen Kicker in unserem Büro. Das war neu für mich, schließlich habe ich vorher in einer Firma gearbeitet, in der das einzig Kostenlose das Wasser aus der Leitung war.
In meinem ersten Unternehmen mussten wir schon fragen, wenn wir Musik hören wollten. Im Gegensatz dazu war 1&1 das Schlaraffenland.
Es war schön, sich mit Kollegen auszutauschen, die sich für die gleichen Bereiche interessieren. Ich habe meine Zeit hauptsächlich mit den Nerds aus der Softwareentwicklung verbracht.
Bei 1&1 war ich zuerst normaler Frontend Entwickler und bin anschließend zum Senior Frontend Entwickler geworden. Einige Zeit später war ich Frontend Architekt.
Das Wachstum, die neuen Leute und die ständige Veränderung haben es leicht gemacht, im Unternehmen aufzusteigen.
Nachdem eine Teamleiterin schwanger geworden war, konnte ich schließlich ihren Platz einnehmen. Zu der Zeit wurde der Druck konstant höher.
Ich habe versucht, zwischen meinem Team und meinen Vorgesetzten den Puffer zu spielen, damit meine Mitarbeiter möglichst wenig von dem Druck abbekommen.
Ich wollte, dass sie mit Spaß bei der Arbeit sind und sich keinen Stress machen. Nur dann konnten sie meiner Meinung nach gut arbeiten.
Rückblickend betrachtet war meine Zeit als Teamleiter die anstrengendste, da ich teilweise 60 Stunden die Woche gearbeitet habe. Meine Lieblingsposition war die des Frontend Architekten.
Als später SEO bei 1&1 eingeführt wurde, habe ich versucht, in ein SEO Team zu wechseln, da der Abteilungswechsel relativ einfach war. Allerdings wurde dieser Wunsch nie berücksichtigt.
Stattdessen wurden Mitarbeiter für horrende Gehälter eingestellt, die meiner Einschätzung nach keine Ahnung hatten.
Wenn einer der SEOs etwas von mir wollte, habe ich immer nach den KPI gefragt. Ich wollte wissen, was sich durch die Aufgabe verbessert, damit ich nicht nur Zeit verschwende.
Häufig konnten mir die SEOs keine gute Antwort geben. Sie haben nur nachgesprochen, was sie irgendwo gehört haben, anstatt eine vernünftige Strategie zu erstellen.
Das hat mich sehr frustriert, schließlich war ich der Meinung, dass ich es besser hätte machen können.
Deshalb habe ich SEO Tools entwickelt, um für mich selbst meine Webseiten zu überwachen. Ich wollte vermeiden, an einem Montagmorgen unangenehm überrascht zu werden.
OME: Deine Laufbahn bei 1&1 ist wirklich beeindruckend.
Was war deine höchste Position im Unternehmen?
MATTHIAS HOTZ: Ich war Head of Sales Frontends Hosting. Meine Abteilung bestand aus zehn Frontend Entwicklern und zehn Freelancern, die Webseiten erstellt haben.
Wenn man damals einen Hosting Vertrag bestellt hatte, wurden die Webseiten von meinem Team erstellt. Auch um die Bestellstrecken haben wir uns gekümmert.
Mit einem Kollegen aus der SEA Abteilung, der mittlerweile für Google Arbeitet, hatte ich ein weiteres Schlüsselerlebnis.
Wir haben gemeinsam für den Mobilfunkbereich SEA Landingpages optimiert, um die Conversion zu erhöhen.
Damals mussten 100 € Budget aufgewendet werden, um einen Vertragsabschluss zu generieren. Wir haben es geschafft, dieses Budget nur durch On Page Maßnahmen zu halbieren.
Bei dem Projekt hatten wir freie Hand. Wir haben es gemacht, weil wir Lust darauf hatten. Mein SEA Kollege hatte die Ideen und ich habe sie umgesetzt. Das hat Spaß gemacht.
Während des Projekts habe ich einmal mehr gelernt, wie wichtig Usability und User Experience sind, um Webseitenbesucher zu einer Conversion zu bringen.
Man muss nicht immer das Rad neu erfinden. Es ist zielführender, das Vorhandene durch Tests zu verbessern.
Bei diesem Schlüsselerlebnis habe ich gelernt, dass ich zwar grob weiß, was der User will, es jedoch durch Tests und langsames Ausprobieren noch wesentlich besser herausfinden kann.
Das ist Matthias Hotz‘ Erfolgsgeheimnis hinter SEORCH
OME: Wenn du dir heute Webseiten anguckst, siehst du dann auf den ersten Blick, was man verbessern könnte?
MATTHIAS HOTZ: Bei fremden Webseiten sehe ich es sofort. Nur bei meinen eigenen Webseiten erkenne ich es nicht.
Auch bei der Entwicklung meiner SEO Tools habe ich lieber an den Dingen gearbeitet, die die Mitglieder meiner Community haben wollten.
Die Anfragen meiner Community waren für mich immer ein stärkerer Ansporn als meine eigenen Ideen. Ich finde es bis heute gut, wenn sich Personen Gedanken machen und mir Fragen stellen.
Auch wenn ich immer wieder Mails mit den gleichen Fragen beantworten muss, lese ich trotzdem jede Mail durch und beantworte sie.
Es gibt keine dummen Fragen und hin und wieder ist eine Frage dabei, die mich wirklich weiterbringt.
OME: Dann beantwortest du jede E-Mail, die du zu SEORCH bekommst?
MATTHIAS HOTZ: Klar. Manchmal orientiere ich mich dabei an alten Antworten, aber ich stelle keine Frage hinten an. Und ich beantworte sie auch nicht nur mit einem Satz.
Auf der Frontiers in Amsterdam habe ich John Resig über die Anfänge seines Tools jQuery sprechen hören. Dabei hat er auch darüber berichtet, warum jQuery so erfolgreich werden konnte.
Sein Geheimnis war, jeden Menschen ernst zu nehmen und jede Frage zu beantworten, anstatt nur auf das Forum oder eine Suchfunktion zu verweisen.
Bevor er einen zweiten Entwickler eingestellt hatte, hatte er schon drei Mitarbeiter, die sich ausschließlich mit der Community beschäftigt haben.
Dadurch konnte er eine beeindruckende Reputation aufbauen und zahlreiche Empfehlungen bekommen.
Ich sehe mich nach wie vor als Dienstleister meiner Community.
Mich fragen öfter Leute, ob ich ihnen bei ihren WordPress Problemen helfen kann. Dann nehme ich mir die zehn Minuten, die ich dafür benötige, und gebe ihnen eine Rückmeldung.
Dafür verlange ich auch kein Geld. Diese zehn Minuten habe ich schließlich übrig.
OME: Wie viele Fragen hast du denn allein durch SEORCH bereits beantwortet?
MATTHIAS HOTZ: Das müssten zwischen 1.500 und 2.000 gewesen sein. Ich betreibe SEORCH seit sieben Jahren und bekomme pro Woche mindestens zwei bis drei Mails, die ich alle beantworte.
Zusätzlich dazu erhalte ich viele Leads über SEORCH. Unternehmen fragen mich, ob ich SEO für sie betreiben kann. Diese Anfragen leite ich an eine gute Bekannte weiter.
Auch diese Empfehlungen mache ich kostenlos.
OME: Was sind für dich die schönsten Momente, die aus SEORCH entstanden sind? Was bedeutet in diesem Sinne Reichtum für dich?
MATTHIAS HOTZ: Es ist natürlich schön, etwas Geld mit dem Tool zu verdienen, aber das war nie mein Ziel. Ich habe mich am Anfang sogar dagegen gesträubt, Geld für SEORCH zu nehmen.
Erst als ich festgestellt habe, dass ich zumindest die Serverkosten aus dem Projekt selbst finanzieren könnte, habe ich angefangen, Werbung auf der Seite einzubauen.
Das Schönste war immer, wenn mir jemand geschrieben hat, dass ich ihm helfen konnte.
Diese Dankesmails habe ich jahrelang auf Twitter geteilt, da sie mir viel mehr bedeuten, als wenn mir jemand Geld überweist.
Ich wurde schon oft gefragt, ob man mich mit einer Spende unterstützen kann, aber ich habe immer abgelehnt. Man macht mir eine größere Freude, indem man mein Tool weiterempfiehlt.

Der Experte bei der Online Marketing Agentur OneAdvertising
OME: Ich würde noch einmal auf deinen beruflichen Werdegang zurückkommen. Was hast du gemacht, nachdem du bei 1&1 aufgehört hast?
MATTHIAS HOTZ: Ich habe schon damals als Freelancer für OneAdvertising im Site Analytics Bereich gearbeitet.
Als sie mir zum ersten Mal ein Jobangebot gemacht hatten, hatte ich abgelehnt, da ich dafür nach München hätte ziehen müssen.
Später wurde mir jedoch angeboten, aus dem Home Office zu arbeiten und nur hin und wieder nach München zu fahren. Dieses Angebot konnte ich nicht ablehnen.
Als ich bei OneAdvertising angefangen habe, habe ich erneut mit einer steilen Lernkurve gerechnet, da ich mich nicht als SEO Experte gesehen habe.
Ich sehe mich auch heute nicht als SEO Experte. Ich kenne mich mit dem Thema aus, aber ich hätte niemals damit gerechnet, dass ich damit meinen Lebensunterhalt verdienen könnte.
Ich habe jedoch recht schnell festgestellt: Die kochen auch nur mit Wasser. Durch meine Frontend Erfahrung und meine Fähigkeiten in der Software Entwicklung fiel mir technische SEO sehr leicht.
Viele SEO Consultants, die zwar sehr gut in ihrem Job sind, stehen vor einer großen Hürde, wenn sie keine Entwickler sind. Sie haben keine Wahl, als einen Teil ihrer Aufgaben abzugeben.
Während ich bei OneAdvertising gearbeitet habe, ist Page Performance zunehmend SEO relevanter geworden.
Zu diesem Thema hatte ich bei 1&1 bereits Berührungspunkte, deshalb kannte ich mich schon sehr gut mit den Hebeln der Page Performance aus.
Es war für mich daher zu der Zeit schon nicht schwer, Webseiten schnell auf eine Ladezeit von zwei oder drei Sekunden zu bringen.
Page Performance ist auch heute mein Spezialgebiet. Ich bin zwar mit SEO als Ganzes vertraut, doch ich würde mich zum Beispiel nicht als guter Texter bezeichnen.
Ich sehe mich eher im technischen oder im User Experience Bereich.
In meiner Anfangszeit habe ich mich allerdings auch selbst mit Webdesign beschäftigt. Ich habe beispielsweise Pixeldesigns mit Photoshop erstellt.
Es hat mich schon immer gestört, wenn eine Webseite zwar technisch gut war, aber schrecklich aussah. Deshalb habe ich auch bei SEORCH Wert auf die Optik gelegt.
Mir gefallen klare und übersichtliche Designs. Deshalb verwende ich auf SEORCH große Schriften, die den Inhalt einfach zu erfassen machen.
OME: OneAdvertising ist eine der größten Online Marketing Agenturen in Deutschland und konnte schon viele Awards gewinnen.
Darfst du uns trotzdem etwas über deinen Werdegang dort erzählen?
MATTHIAS HOTZ: Ich habe bei OneAdvertising als Support bei der technischen SEO angefangen und später das interne SEO Tool programmiert.
Es nannte sich OneProSEO und diente dem Zweck, Entscheidungen auf einer gemeinsamen Datenbasis zu fällen, anstatt mehrere verschiedene Tools zu benutzen.
In den folgenden zwei Jahren habe ich an diesem Tool gearbeitet und bei Projekten mitgeholfen, die technisch anspruchsvoll waren.
OME: Die Firmen, für die du in der Vergangenheit gearbeitet hast, hatten alle sehr unterschiedliche Unternehmenskulturen und Dynamiken – Erst ein amerikanischer Konzern, dann 1&1 und nun OneAdvertising.
Hast du das Gefühl, nun in einer Unternehmenskultur angekommen zu sein, die zu dir passt?
MATTHIAS HOTZ: Ich habe auf jeden Fall gelernt, dass es für mich einfacher ist, für einen Geschäftsführer zu arbeiten, der sein eigenes Geld in der Firma hat und sich in seinem Metier auskennt.
Ich arbeite nicht mit einem Karrieristen zusammen, der nur die nächste Stufe erreichen möchte, sondern mit jemandem, der wirklich Interesse am Thema hat.
Deshalb bin ich glücklich mit meinem Vorgesetzten. Er hat vorrangig Interesse an SEO und interessiert sich erst im zweiten Schritt für die Kosten oder den ROI.
Er hat eine sehr aktive Einstellung: „Lass‘ es uns ausprobieren. Und wenn es nicht funktioniert, verwerfen wir es wieder.“
Dadurch gehen Projekte schneller voran. Ich mag Projekte nicht, bei denen man nach Wochen noch keine greifbaren Ergebnisse sieht.
Mir sind Projekte lieber, die schnelle Erfolge oder zumindest einen sichtbaren Fortschritt erzielen.
OME: Was bedeutet Erfolg für dich bei SEO? Welche KPIs setzt du da primär ein?
MATTHIAS HOTZ: Es gibt nur einen – die Rankings.
Welche Rankings es im Speziellen sind, kommt auf mein Ziel oder das Ziel des Kunden an.
Wenn ich beispielsweise SEO für einen Steuerberater aus der Gegend betreibe, möchte ich ihn unter der Keywordkombination aus Ort und Dienstleistung auf den ersten Platz bringen.
Wenn ich hingegen einen kleinen Reisebüroanbieter betreue, werde ich ihn wohl kaum unter „Urlaub Mallorca“ in die Top 10 bringen, da der Wettbewerb hier deutlich zu hoch ist.
Matthias Hotz über Google und Betriebssysteme
OME: Denkst du, dass Google 2030 noch immer die Hauptsuchmaschine in Deutschland sein wird?
MATTHIAS HOTZ: Ja, glaube ich schon.
Google wird alles tun, um diese Marktführerschaft nicht zu verlieren. Sie haben genug Geld dafür, um das sicherzustellen.
Außerdem gibt es keinen Wettbewerber, der Google aktuell auch nur annähernd Konkurrenz machen könnte.
Es scheint keine technische Revolution zu geben, auf die Google nicht vorbereitet wäre.
Ein gutes Beispiel dafür ist die Sprachsuche. Es ist beeindruckend, wie gut die Spracherkennung mittlerweile schon ist.
Auch den Handymarkt hat Google mit Android komplett abgedeckt.
Mit Yandex in Russland und Baidu in China gibt es nur zwei Suchmaschinen, die Google zumindest lokal begrenzt ernsthafte Konkurrenz machen könnten.
OME: Wie kritisch siehst du die Werbeentwicklung bei Google?
Wie wird Google es schaffen, die Homepagebesucher zufriedenzustellen und trotzdem weiterhin eine derart große Umsatzentwicklung zu generieren?
MATTHIAS HOTZ: Ich denke, dass Google einen schmalen Grat bei den Möglichkeiten geht, Geld zu verdienen. Sie verdienen sowieso genug.
Es geht eher darum, den Aktionären ein großes Umsatzwachstum zu vermitteln.
Ich denke, sie werden weiter auf dem schmalen Grat bleiben und nach und nach testen, was vertretbar ist. Oft sogar, ohne dass wir etwas davon mitbekommen.
Aber ich bezweifle, dass Google seine Monopolstellung verliert, weil zu viel Werbung geschaltet wird. Dafür hat sich Google schon zu sehr etabliert. „Googeln“ ist schließlich ein fester Begriff geworden.

OME: Mit welchem Computersystem arbeitest du heute?
MATTHIAS HOTZ: Heute wieder mit Windows. Ich habe jahrelang mit Mac gearbeitet, doch die Hardware überzeugt mich mittlerweile nicht mehr.
Zwischendurch habe ich ausprobiert, mit Linux zu arbeiten. Mir gefällt die Idee dahinter, aber mir fehlen einige Softwarelösungen auf Linux, die es für Windows und OS gibt.
Daher nimmt der Experte seine Inspirationen
OME: Bist du belesen? Welche Bücher würdest du unseren Lesern empfehlen?
MATTHIAS HOTZ: Ich kann euren Lesern sagen: Aus Büchern habe ich nie etwas gelernt.
OME: Woraus hast du dann etwas gelernt?
MATTHIAS HOTZ: Ich habe immer nur gelernt, wenn ich eine Idee hatte, was ich damit anfangen möchte – Eine Software entwickeln, ein Fahrrad zusammenbauen.
Dann habe ich angefangen und Dinge ausprobiert. Auf diese Weise lerne ich. Mein bevorzugter Lernweg ist Trial and Error.
Deshalb war ich auch nie sonderlich gut in der Schule. Ich habe zum Beispiel nie verstanden, wie Parabelgleichungen in Mathe funktionieren.
Heute baue ich Algorithmen, die Keywords aus einer Webseite extrahieren. Dabei ist mir alles vollkommen klar. Eine Parabelgleichung könnte ich dir aber immer noch nicht erklären.
Ich brauche ein handfestes Beispiel: Eine Ausgangssituation und ein Ziel, das mir geläufig und logisch erscheint. Hinter einer Parabelgleichung habe ich einfach nie einen Sinn gesehen.
OME: Es gibt verschiedene Arten von Intelligenz. Zu dir scheint der Begriff „lösungsorientierte Intelligenz“ gut zu passen.
MATTHIAS HOTZ: Genau. Das sind mir die liebsten Leute.
Bei 1&1 durfte ich auch Mitarbeiter einstellen. Einer meiner Entwickler hatte keinen Schulabschluss und war tätowiert bis zum Hals, konnte allerdings vier Programmiersprachen.
Ich habe ihn deshalb eingestellt und ihm angeboten, in einer halbjährigen Probezeit und wöchentlichen Gesprächen herauszufinden, was er wirklich kann.
Nach zwei Wochen wusste ich, dass er den Laden zur Not auch alleine am Laufen halten könnte.
Mitarbeiter wie er haben andere Fähigkeiten als studierte Informatiker. Sie liefern schnelle Lösungen. Den Code kann man vielleicht nicht in einem Buch abdrucken, aber er funktioniert.
Ich glaube, die meisten kleinen Unternehmen brauchen keine studierten Informatiker für ihre Software Anforderungen, sondern Leute, die Probleme schnell lösen.
Sie brauchen Software als Wegwerfprodukt und kein Betriebssystem, das auf 20 Jahre ausgelegt ist.
OME: Viele Experten tun sich mit dem Begriff Online Marketing Experte schwer. Was macht denn deiner Meinung nach einen wahren Online Marketing Experten aus?
MATTHIAS HOTZ: Ich schätze es sehr, wenn Leute mit Quellen belegen können, was sie behaupten.
Wahre Experten machen sich mit einer Detailversessenheit dazu auf, Dinge zu hinterfragen, zu testen und zu beweisen.
Ich honoriere jeden, der mutig genug ist, einfach loszulegen. Eine Bekannte von mir hat sich zum Beispiel Programmieren beigebracht, um ihre Square Gardening Projekte zu organisieren.
Das war ihre Motivation. Es beeindruckt mich, wenn Menschen sich von ihrer intrinsischen Motivation dazu verleiten lassen, sich mit einem Thema zu beschäftigen, auf das sie Lust haben.
Das inspiriert mich definitiv mehr als diejenigen, die nur ihre Karriere vorantreiben wollen.
So sieht Experte Matthias Hotz die Zukunft des Online Marketing in Deutschland
OME: Wie siehst du den Internetmarkt in Deutschland?
Es gibt bereits zahlreiche Personen, die in der Online Branche tätig sind. Dazu kommen neue Themen wie künstliche Intelligenz. Wie siehst du diese Entwicklungen?
MATTHIAS HOTZ: Ich glaube, dass sich diese Entwicklung nicht auf das Internet beschränken wird. Sobald Jobs wegfallen, wird ein Umbruch stattfinden.
Die Digitalisierung wird immer weiter zunehmen. Wenn eine Firma zehn Buchhalter hat, wird sie in Zukunft neun davon durch ein Programm ersetzen können. Sie braucht nur noch einen davon, der die Programmierfehler korrigiert.
Auch Amazon wird sich weiterentwickeln und früher oder später den Einzelhandel ausrotten. Vielleicht werden bald nur noch die 1-Euro-Läden übrig sein.
Diese Entwicklung kann man am Beispiel der Karlsruher Innenstadt sehr gut beobachten. Auf lange Sicht werden nur noch einige schöne Innenstädte wie München übrigbleiben.
Dementsprechend glaube ich, dass der Online Markt weiterwachsen wird. Wir können nur offen, dass er nicht komplett von Amazon eingenommen wird.
Den halben Markt besetzt Amazon bereits. Ein deutsches Unternehmen würde dagegen beispielsweise gar nicht ankommen. Unsere einzige Chance auf ein Duopol sehe ich da bei AliExpress.
Nischenmärkte wird es jedoch immer geben. Mit Kaffeebohnen oder Bierspezialitäten kann man weiterhin gute Umsätze erreichen, aber die Entstehung eines zweiten Riesen wie Amazon kann ich mir in den nächsten 15 Jahren nicht vorstellen.
Amazon hat es geschafft, wie kein anderes Unternehmen zu wachsen, da es mit Jeff Bezos einen starken Gründer im Hintergrund hat.
Noch heute wird man von der Domain relentless.com (dt. „rücksichtslos“) auf Amazon weitergeleitet, weil Bezos seine Firma ursprünglich so nennen wollte.
OME: Das war noch einmal eine interessante Geschichte zum Abschluss. Danke für das Interview.
MATTHIAS HOTZ: Gerne.