“Heiß wie Frittenfett auf SEO“
–Marketing Experte Patrick Tomforde
Zu Gast bei Patrick Tomforde von performanceLiebe
Patrick Tomforde ist ein wahrer Marketingexperte mit Erfahrung auf vielen Bereichen. Dazu gehören E-Commerce, Suchmaschinenoptimierung, Suchmaschinenwerbung und Conversionoptimierung. Seit 2012 verleiht er seiner Liebe für SEO und Linkbuilding in seiner Agentur performanceLiebe Ausdruck.
Wir haben uns Patrick Tomforde zum Essen verabredet und konnten ein interessantes Gespräch mit ihm führen. Das Ergebnis sehen Sie hier.
Das Interview mit Patrick Tomforde
Die PC-Anfänge des Experten
OME: Wann hast du das erste Mal einen Computer dein Eigen nennen können? Was war das für ein Computer?
PATRICK TOMFORDE: Das muss ein ATARI 500 gewesen sein. Wie alt ich da war, weiß ich nicht mehr genau.
Das war mein erster Computer. Während meiner Ausbildung zum Bürokaufmann habe ich täglich mit Computern gearbeitet.
OME: Wie viele Stunden am Tag hast du damals in deiner Ausbildung am PC gearbeitet?
PATRICK TOMFORDE: Das müsste ungefähr eine Stunde gewesen sein. Viel mehr war es nicht.
OME: Und wie viele Stunden bist du heute am Tag am PC?
PATRICK TOMFORDE: Ich kann sagen, dass ich vor der Geburt meiner Tochter wahrscheinlich ein Workaholic war. Ich empfinde das auch nicht als Belastung.
Ich sehe Potenziale und Verbesserungsmöglichkeiten und habe eine sehr hohe intrinsische Motivation. Deswegen war ich damals starker Workaholic.
Heute versuche ich, mich in dieser Hinsicht ein wenig zu reglementieren.
Seitdem bringe ich jeden Abend meine Tochter ins Bett. Das ist für mich ein sehr hohes Gut.
OME: Wie sah dein erster Berührungspunkt zum Internet aus?
PATRICK TOMFORDE: Das war mit AltaVista, während meiner Ausbildung. Damals war Google noch nicht bekannt. Stattdessen hat man mit AltaVista gesucht.
OME: Warst du ein Nerd in deiner Schulzeit? Hattet ihr in der Schule eine Computer-AG?
PATRICK TOMFORDE: Ja, ich war mit 10 in einer Computer-AG, aber die war langweilig. Sie wurde von unserem Schuldirektor geleitet – ein älterer Mann, der uns im Grunde nur ein paar Codeschnipsel ohne Zusammenhang beigebracht hat.
Ich habe mich damals gefragt: „Was bringt mir das? Bleibt davon was im Gedächtnis hängen?“ Die Antwort war nein, deshalb habe ich die AG irgendwann verlassen.
Ich würde aber nicht sagen, dass die AG nur was für Nerds war. Nerd ist für mich übrigens ein positiv besetzter Begriff. Wenn ich über Nerds rede, dann meine ich das durchweg positiv.
Früher verstand man unter dem Begriff „Nerds“ allerdings die Uncoolen mit Brille.
OME: Wie ging deine Berufslaufbahn nach der Schule weiter? Hast du erst deine Ausbildung gemacht oder erst studiert?
PATRICK TOMFORDE: Ich habe erst eine Ausbildung zum Bürokaufmann gemacht und danach meinen Zivildienst in einem Jugendhaus abgeleistet. Danach habe ich dann nochmal BWL studiert.
Anschließend habe ich viele Jahre im Dialogmarketing gearbeitet. Dabei habe ich mich mit CRM beschäftigt.
Damals lief das noch über Kundenkarten, die man durch ein Lesegerät ziehen musste, um Kundendaten zu erhalten – heute übernimmt das „Big Data“.
Als ich mein Interesse für Online Marketing entdeckt habe, habe ich begonnen, den Online Marketing Fachwirt BVDW in Hamburg zu machen.
Während dieser dreivierteljährigen Fortbildung habe ich meinen Geschäftspartner Michael kennengelernt. Wir haben sofort gemerkt, dass wir auf einer Wellenlänge sind und uns für die gleichen Themen interessieren.
Patrick Tomfordes Weg zur eigenen Agentur
OME: Ihr seid also eine Agentur mit zwei Geschäftsführern? Ich habe den Eindruck, dass viele große und erfolgreiche Agenturen zwei oder drei Geschäftsführer haben. Teilst du diesen Eindruck?
PATRICK TOMFORDE: Ich würde uns nicht als große Agentur bezeichnen. Wir sind momentan acht Leute und bieten auch nicht jede Leistung an.
Das ist eine ganz bewusste Entscheidung. Wir sind eine Spezialagentur, die sich auf einen kleinen Bereich fokussiert.
OME: Wie lief der Kurs, in dem du Michael kennengelernt hast, so ab?
PATRICK TOMFORDE: Der Kurs war mit 20 Teilnehmern sehr überschaubar. Die Inhalte waren in unterschiedliche Steps aufgeteilt. Da gab es neben SEO, SEA und Farbenlehre zum Beispiel auch Rhetorik.
Der Kurs war also schon auf das Agenturleben ausgerichtet. Als Suchmaschinenoptimierer allein braucht man nicht unbedingt Rhetorikskills – als Agenturinhaber schon.
OME: Würdest du unter Rhetorik auch definieren, wie man Kunden auf einer Webseite anspricht und führt?
PATRICK TOMFORDE: Nein, das zählt für mich eher zur Conversionsoptimierung und zur Usability, auch in iterativen Schritten.
Daher bin ich auch kein Fan von Relaunches. Wieso solltest du etwas auf deiner Seite anders machen, wenn es doch schon sehr gut ist? Ich denke, dass man eher kleine Teilaspekte der Webseite überarbeiten sollte, anstatt sie vollständig zu relaunchen.
In dieser Hinsicht bin ich großer Fan von A/B-Tests. Man sollte immer testen, was funktioniert und was nicht.
OME: Habt ihr euch direkt nach dem Kurs selbstständig gemacht?
PATRICK TOMFORDE: Ehrlich gesagt weiß ich nicht mehr genau, in welchem Jahr wir uns selbstständig gemacht haben – das muss so um 2010 herum gewesen sein.
In der Zeit haben wir uns oft zum Thema SEO ausgetauscht. Michi war mir auf diesem Gebiet ein Stück voraus, da er ein Jahr vor mir angefangen hatte.
Wir haben uns über unsere Erfahrungen ausgetauscht und besprochen, welche Dinge gut funktioniert haben und welche nicht.
Wir hatten keine Geheimnisse – man hat sich offen und fair ausgetauscht und Tipps gegeben.
Irgendwann sind wir auch mal abends zusammen feiern gegangen, sind dabei jedoch immer wieder beim SEO Thema gelandet. Uns haben die gleichen Dinge elektrisiert.

So sieht Patrick Tomforde die Zukunft
OME: Ich hätte noch einige Fragen darüber, wie du dir die Zukunft vorstellst. In den letzten Jahren gab es zum Beispiel unglaublich viele Google Updates. Welche Bedeutung wird Google deiner Einschätzung nach im Jahr 2030 haben?
PATRICK TOMFORDE: Das ist eine schwierige Frage, auf die ich keine Antwort habe. In 10 Jahren kann viel passieren.
Das sieht man daran, wo wir vor 10 Jahren standen. Damals konnte man mit wenig finanziellem Einsatz und Know-how unglaublich viel erreichen.
Selbst der stärkste Markt (oder Keyword) war aus heutiger Sicht unglaublich schwach umkämpft. 2010 und 2020 sind zwei vollkommen unterschiedliche Welten, die man gar nicht vergleichen kann.
Deshalb ist es für mich unmöglich einzuschätzen, wie es 2030 aussehen wird.
Trotzdem lese ich gerne Statistiken und Prognosen, um zu sehen, in welche Richtung es gehen könnte. Ich denke, dass der europäische Markt immer etwas konservativer als der US-amerikanische oder der asiatische Markt bleiben wird.
Andererseits habe ich auch schon vor 10 Jahren gelesen, dass 80% der Online Shops sterben werden, und trotzdem gibt es immer noch sehr viele.
Ich glaube, es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird.
Manchmal wünsche ich mir einfach mehr Entspanntheit. Jeder sollte weiter an seinen Stärken arbeiten und nicht zu sehr auf andere gucken. Das führt entweder zu Neid oder zu falschen Interpretationen.
Online Marketing Tipps vom Experten
OME: Welche Analyseinstrumente benutzt du als Online Marketing Experte am liebsten? Analytics, E-Tracker oder etwas ganz anderes?
PATRICK TOMFORDE: Ich glaube, welchen Datenlieferanten man nutzt, ist gar nicht so wichtig. Viel wichtiger ist, was man mit den Informationen macht.
Welche Erkenntnisse zieht man daraus und wie setzt man diese Erkenntnisse in Prozesse um?
Viele gucken sich nur die Daten an und denken: „Ah, ja. Läuft ganz gut.“ Dabei verschenken sie das Potenzial, diese Erkenntnisse schneller und stärker mit Leben zu füllen.
Das ist unglaublich schwierig. Ich bin aber überzeugt davon, dass es sich lohnt, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen.
OME: Was macht ihr, um eure Außenwirkung zu verbessern?
PATRICK TOMFORDE: Wir sind Sponsor der SEO Campixx, des SEO Days sowie der Affiliate Conference. Darüber hinaus haben wir in den letzten Monaten ein paar YouTube Videos produziert, in denen wir tatsächlich auch vor der Kamera stehen: bei dem einen Michael, bei dem anderen ich.
Der Grund dafür war, dass wir echte, authentische Videos anstelle von animierten Erklärvideos haben wollten.
Dabei sind nicht viele Videos entstanden. Sie sollten nur mal so als Testballon fungieren. Der Aufwand war jedoch größer, als wir zuerst angenommen haben.
Für ein Video muss man sich mit den simpelsten Fragen beschäftigen: Duzt du deine Zuschauer? Filmst du vor einer gebrandeten Wand? Welche Formulierungen willst du verwenden?
Zusätzlich dazu hatten wir bei unseren ersten Versuchen im Alleingang technische Probleme. Deshalb haben wir letztendlich doch einen Profi beauftragt.
OME: In welchen Ländern siehst du in den nächsten Jahren das größte Potenzial in Sachen Online Marketing?
PATRICK TOMFORDE: Da sind Länder wie die USA oder China natürlich gut dabei, da sie aufgrund ihrer Bevölkerung, Ihrer Wirtschaftskraft und ihrer Politik Produkte und Know-how in den Markt drängen können.
Ich habe aber auch schon sehr große Experten aus der Ukraine und aus Russland kennengelernt.
OME: Wie schaffst du es, Online Marketing Experte zu bleiben und dein Wissen zu erweitern?
PATRICK TOMFORDE: Ich benutze eine bunte Mischung an Quellen. Ich habe auch keine festgelegten Termine zum Lernen. Ich lerne aus meiner intrinsischen Motivation heraus und tausche mit befreundeten SEO aus.
Wenn mich ein Thema interessiert, will ich genau wissen, wie es funktioniert. Ich versinke darin und irgendwann merke ich, dass ich schon viel tiefer in dem Thema bin, als ich eigentlich vorhatte.
Lernen ist ein Prozess. Ich möchte wissen, wie etwas funktioniert und wie andere es gemacht haben. Warum läuft es bei mir so und bei den anderen anders?
Das beinhaltet auch, dass man sich mit anderen austauscht. Ich glaube aber, dass es ganz normal ist, auf einer Konferenz auch mal nichts Neues zu lernen.
Das muss dann gar nichts mit dem Konferenzanbieter zu tun haben. Wenn man schon über zehn Jahre in der Branche tätig ist, nimmt die Lernkurve automatisch ab.
Nichtsdestotrotz bin ich froh darüber, jeden Tag etwas Neues zu lernen. Das macht meinen Job so spannend.
Ich wäre zum Beispiel ein furchtbarer Geschichtslehrer, weil ich mich dort mit abgeschlossenen Dingen beschäftigen müsste. Ich könnte nicht bis zur Rente immer wieder das gleiche erzählen.
Ich habe zwar nichts gegen Geschichtslehrer – aber für mich wäre das nichts.
Ich beschäftige mich lieber damit, was gerade passiert und wie man das interpretieren kann. Welchen Effekt kann ich hervorrufen, wenn ich Neuheiten für meine Kunden erfolgreich umsetze?
Das treibt mich an.
Patrick Tomforde über die Online Marketing Situation in Deutschland
OME: Was forderst du als Online Marketing Experte von der deutschen Politik? Wo haben wir Bedarf im Hinblick auf Schule, Bildung und Gesetze?
PATRICK TOMFORDE: Ich glaube, dass die Politik nur Leitplanken geben kann und innerhalb dieser Leitplanken befinden sich dann Angebot und Nachfrage.
Kurzum denke ich, dass die Politik in unserer Branche nicht viel machen kann. Die Politik berührt uns in der täglichen Arbeit nicht stark, daher habe ich an die Politik auch keine Forderungen oder Ansprüche.
OME: Und wie siehst du staatliche Förderung? Zum Beispiel mit go-digital?
PATRICK TOMFORDE: Ich bin kein Fan von Subventionen. Ich bevorzuge eine sehr freie Marktwirtschaft, in der sich der Markt selbst reguliert.
Egal, wie Subventionen platziert werden, es ist immer sehr einseitig. Dazu gibt es bestimmt auch Gegenbeispiele, doch meiner Ansicht nach wird durch Subventionen immer ein Segment, eine Gruppe oder eine Branche bevorteilt – und wo es Gewinner gibt, gibt es meistens auch Verlierer.
Meiner Meinung nach sollte sich die Politik da heraushalten und stattdessen nur die Rahmenbedingungen festlegen, in denen man arbeitet und handelt.

Die Zukunft von performanceLiebe
OME: Wo möchtest du dich persönlich als Online Marketing Experte hin entwickeln? Möchtest du bei performanceLiebe bleiben? Möchtest du international tätig werden? Wohin geht eure Spezialisierung?
PATRICK TOMFORDE: Ob ich mein Leben lang bei performanceLiebe bleiben will? – Ja. Das ist ja meine eigene Agentur. Also, mit Michael zusammen.
Das Wort Liebe steckt nicht umsonst in unserem Namen, sondern weil wir das lieben, was wir tun.
Das ist ein wesentlicher Faktor dafür, dass wir schon einige Jahre erfolgreich tätig sind und so auch schon zahlreiche Kunden erfolgreich gemacht haben.
Auch deine Frage zur Internationalisierung kann ich beantworten: Wir haben schon vor ein paar Jahren damit begonnen, uns zu internationalisieren.
Mittlerweile bieten wir Online Marketing in zehn verschiedenen europäischen Ländern an.
Unsere Spezialisierung wird auf dem Bereich Linkbuilding bleiben. Wir sind als Spezialagentur für Linkbuilding großgeworden.
So haben wir mittlerweile über 10.000 Linkquellen insgesamt zusammengestellt – die meisten davon im DACH-Gebiet.
Ich glaube, dass Links nach wie vor einer der wesentlichen Rankingfaktoren bei Google sind – egal was andere behaupten. Deshalb bleibt unser Fokus auch auf Linkbuilding. Zusätzlich dazu bieten wir aber auch noch andere SEO-Leistungen an.
OME: Vielen Dank für diesen Einblick in euer Unternehmen und für deine Worte als Online Marketing Experte.
PATRICK TOMFORDE: Gerne.