René Tzschoppe von Autima im Interview

„Online Marketing ist zwar cool, aber Automatisierung kann dein Business retten.“

– Online Marketing Experte René Tzschoppe

OnlineMarketingExperten.de zu Gast bei Automationsexperte René Tzschoppe

Marketing Automation spielt im Online Marketing von heute eine immer größer werdende Rolle. Mit optimaler Automation können Prozesse vereinfacht und beschleunigt werden. Genau das ist das Spezialgebiet von René Tzschoppe. Als leidenschaftlicher Automatisierer und Geschäftsführer und Gründer der Agentur Autima hat er sich den Titel Online Marketing Experte redlich verdient.

Wir durften den Automationsexperten in seiner Agentur besuchen und konnten ein spannendes Interview mit ihm führen. Das Ergebnis präsentieren wir Ihnen hier.

Das Gespräch mit René Tzschoppe

OME: Vielen Dank, dass du dir die Zeit für unser Interview nimmst. Ich beginne direkt mit meiner Einstiegsfrage:

Kannst du dich noch an deinen ersten Computer erinnern? Wann hast du ihn bekommen und was hast du damit gemacht?

So begann die PC Karriere des Online Marketing Experten

RENÉ TZSCHOPPE: Meine ersten Erfahrungen in dem Bereich habe ich mit Spielekonsolen wie dem Atari 64, dem SEGA Mega Drive und der PlayStation gemacht. 

Außerdem hatten wir einen MS-DOS Computer.

Den ersten Computer, von dem ich wirklich sagen konnte, dass er mir gehört, habe ich zu meiner Jugendweihe bekommen.

Es war ein Siemens Rechner mit 1400 MHz. Bis vor kurzem hatte ich ihn tatsächlich noch bei mir zuhause stehen.

In dem Alter und zu der Zeit hat man noch andere Schwerpunkte bei der Computernutzung gesetzt. Ich habe damals hauptsächlich gespielt, unter anderem „Counter-Strike“.

Dabei habe ich das Interesse dafür entwickelt, wie Computerspiele funktionieren.

Ich habe mir die Systemdateien angesehen und ausprobiert, an welchen Stellen man Einfluss auf das Spiel nehmen kann. Man konnte beispielsweise Models und Töne selbst verändern.

Natürlich war ich auch auf LAN Partys. Wir haben sogar bald eine hier in der Agentur.

OME: Spielst du auch heute noch Computerspiele?

RENÉ TZSCHOPPE: Nein, überhaupt nicht mehr.

Nach meinem Abitur dachte ich mir, dass ich die Zeit, die ich für Computerspiele aufbringe, auch anders nutzen kann.

Wenn ich sie zum Beispiel ins Lernen einer Sprache investiert hätte, könnte ich jetzt fließend Spanisch.

Ich habe dann von einem auf den anderen Tag komplett damit aufgehört und jahrelang nicht mehr gespielt.

Auch heute habe ich kein einziges Computerspiel und keine Konsole zuhause. Im Alltag spiele ich immer noch nicht. 

Aber einmal im Jahr veranstalte ich gerne eine kleine LAN Party mit alten Bekannten – Back to the Roots.

So kann man die Zeit, die man mit Computerspielen verwendet, auf einen Tag bündeln, anstatt jeden Tag eine Stunde damit zu verbringen.

So wurde René Tzschoppe zum Online Marketing Experten

OME: Es ist unfassbar: Kaum ein Online Marketing Experte hat nicht mit Computerspielen begonnen!

Erzähl‘ uns doch mal, wie du nach dem Abitur zum Online Marketing Experten geworden bist.

RENÉ TZSCHOPPE: Nach dem Abitur wollte ich unbedingt verkaufen lernen, da ich die zwischenmenschliche Komponente dabei so faszinierend fand.

Ich habe deshalb eine Ausbildung bei Media Markt angefangen und konnte dort auch einiges über das Verkaufen lernen.

Danach habe ich dann studiert. Das ist zwar nicht die klassische Reihenfolge, aber vor meiner Ausbildung wusste ich noch nicht, dass der Einzelhandel nichts für mich ist.

Nach der Ausbildung war mir bewusst, dass ich das nicht mehr machen möchte – 10 Stunden am Tag im Media Markt stehen, mit einer bedenklichen Menge an Überstunden, an jedem Adventssonntag arbeiten.

Heute ist das arbeitsrechtlich bedenklich, aber damals war das noch so.

Bei Media Markt habe ich mich auch mit Technik beschäftigt, da ich in der Computerabteilung gearbeitet habe.

Zum Thema Online Marketing bin ich durch Zufall gekommen. Meine Eltern waren beide Unternehmer.

Ihre Standardaussage am Abendbrottisch war: „In der Werbung funktioniert nichts mehr. Wir haben alles versucht, aber nichts funktioniert.“

Ich vermute, dass sie mit den falschen Agenturen zusammengearbeitet haben. Sie haben viele Flyer-Kampagnen gestartet, mit verhaltener Resonanz.

Ich wollte das nicht glauben. Es wollte mir nicht einleuchten, dass das Thema Werbung so schwer umzusetzen ist.

Durch Zufall bekam ich dann ein Angebot von einer Online Marketing Agentur. Sie hätten damals vermutlich jeden genommen, doch ich fand es ziemlich spannend.

Den ersten Aha-Moment im Online Marketing hatte ich, als ich begriffen habe, dass man alles messen kann.

Du führst eine Aktion durch und bekommst eine Resonanz, zum Beispiel in Form einer Anfrage. So entsteht ein messbarer Prozess.

In der Agentur habe ich mich von der Pike auf mit dem Thema Online Marketing beschäftigt. Vieles wurde mir auch von einigen Leuten erklärt.

Dort habe ich als Vertriebler für Online Marketing meinen ersten Kundenstamm aufgebaut.

OME: Wie sah dein Online Marketing Selbststudium dann aus?

RENÉ TZSCHOPPE: Zu Anfang habe ich mir 50 bis 60 Blogs von wahren Experten herausgesucht und regelmäßig darin gelesen. Damals war das für mich wie eine tägliche Zeitung.

Ich finde es schade, dass ich das jetzt nicht mehr mache, aber das ist größtenteils eine zeitliche Frage.

Außerdem habe ich von Anfang an mit einem Dokumentenarchivsystem gearbeitet und alle interessanten Artikel und Studien systematisch abgelegt.

Daraus ist eine riesige Bibliothek an Expertenwissen entstanden. Vieles davon ist natürlich mittlerweile nicht mehr aktuell.

Ich habe auch mehrere Zertifikate für Google Analytics und AdWords abgeschlossen und an der Social Media Akademie teilgenommen.

Mein Ziel war dabei, ein Standing zu entwickeln, indem ich Dinge vorzuweisen habe, mit denen andere Online Marketing Experten nicht dienen können.

Einen guten Online Marketing Studiengang gab es damals nicht, deshalb waren Zertifikate eine gute Alternative, um sich als Experte zu etablieren.

Daher nimmt Online Marketing Experte René Tzschoppe seine Motivation

OME: Also kann man sagen, dass du deine Leidenschaft für Computerspiele und die Zeit, die du vorher damit verbracht hast, später in deine Faszination für das Online Marketing umgewandelt hast?

Kommt daher deine intrinsische Motivation?

RENÉ TZSCHOPPE: Ich glaube, dass man sich als selbstständiger Unternehmer und Entscheider ein Thema auswählt, das einem besonders viel gibt.

Ich kann mir stundenlang Informationen über Online Marketing durchlesen und mir wird nicht langweilig.

Psychologie im Verkauf und im Marketing interessiert mich einfach.

Es ist immer spannend, zu sehen, welche Person welche Bücher liest. Bei mir sind das eindeutig Fachbücher.

Ich nehme mir nicht die Zeit, um Romane zu lesen. Das wäre zwischendurch bestimmt eine nette Abwechslung, aber dafür gibt es einfach zu viele Fachbücher, die ich noch lesen will.

Man schaltet diese Leidenschaft für das Online Marketing auch nie wirklich ab. Auch wenn ich mit meiner Agentur nicht alle Online Marketing Themen bediene, finde ich sie nach wie vor interessant.

Ich höre mir auch auf Fachkonferenzen gerne Expertenvorträge über SEO oder für mich vollkommen fremde Bereiche an. 

Die Entwicklungssprünge, die im Moment gemacht werden, sind einfach wahnsinnig spannend.

In den USA gibt es bereits eine Funktion des Google Assistants, mit der automatisierte Gespräche geführt werden können.

Der Assistent ruft in einem Restaurant an, reserviert einen Tisch und hört sich dabei einfach wie ein richtiger Mensch an.

Da merkt man schon, dass noch einiges auf uns zukommt.

OME: Du hast vorhin schon einmal die Social Media Akademie angesprochen. Welche anderen wichtigen Meilensteine gab es auf deinem Weg zum Online Marketing Experten?

Was hat dir geholfen, immer wissbegierig zu bleiben?

RENÉ TZSCHOPPE: Am spannendsten finde ich die verschiedenen Online Kurse, die es von den größten Online Marketing Experten gibt.

Wenn es nur um die Zertifizierungen geht, dann sitzt man zum Beispiel in einem Facebook Seminar und ist ab der zweiten Minute unfassbar gelangweilt.

Im besten Fall lernt man dort an einem Tag einen neuen Knopf kennen, und das war’s.

Aber die Online Kurse von Experten, die richtig tief in der Materie stecken und damit ihr Geld verdienen, bieten einem noch richtigen Mehrwert.

2005 oder 2006 habe ich an meinen ersten Online Kursen teilgenommen. Einer davon war von Dirk Michael Lambert – einer der Urgesteine der Online Marketing Experten.

Das Material war furchtbar aufbereitet, mit schlechtem Grafikdesign und Rechtschreibfehlern. Aber inhaltlich war der Kurs unfassbar stark.

Ich habe dort einen Zugang zum Marketing erhalten, der weit von allem entfernt war, was man in der Schule oder im Studium lernt. Auf diese Weise konnte ich wahnsinnig interessante Dinge lernen.

Diese Online Kurse sind für mich die beste Wissensquelle. Auch vom Preis-Leistungs-Verhältnis her war es das Beste, was ich bisher gemacht habe.

Deshalb kaufe ich auch nach wie vor Online Marketing Kurse von Experten, die sich auf einen Bereich spezialisiert haben. Dabei kann man wertvolle Insights und praktische Anleitungen erhalten.

OME: Wo kam bei dir der Zeitpunkt, an dem du begonnen hast, dich selbst als Experte zu sehen? 

RENÉ TZSCHOPPE: Das war, als ich aus Seminaren nicht mehr viel Neues mitnehmen konnte.

Obwohl ich dazu sagen muss, dass es damals unverhältnismäßig viel einfacher war, den Expertenstatus zu erlangen, weil es einfach weniger gab.

Es gab noch kein Facebook in Deutschland, kein Instagram, kein Snapchat, kein WhatsApp. YouTube war noch eine eigene Firma.

Nachdem ich mich selbstständig gemacht hatte und mich zwei bis drei Jahre intensiv mit Online Marketing Blogs beschäftigt hatte, habe ich irgendwann gemerkt, dass ich in den Blogs und Trainings nichts Neues mehr lerne.

Ich habe mich mit anderen Online Marketing Experten ausgetauscht und festgestellt: „Was die wissen, weiß ich auch.“

Es ist außerdem in Kundengesprächen vorgekommen, dass der anwesende Vertreter einer Marketing Agentur etwas gesagt hat und ich ihn korrigieren musste.

Da habe ich gemerkt, dass mein Wissensschatz schon sehr groß ist. Ich habe das Selbstverständnis entwickelt, dass ich eine Menge weiß.

Aber Wissen ist nicht alles. Ich konnte es auch umsetzen und gute Ergebnisse erzielen.

Ich weiß nicht, ob ich mich damals direkt als Experte bezeichnet habe, aber ich konnte zumindest Kunden bedienen und Dinge zum Funktionieren bringen.

Mir konnte keiner etwas erzählen, das ich noch nicht wusste. Damit war ich zu diesem Zeitpunkt ganz gut aufgestellt.

Ich denke nicht, dass man heutzutage ein Experte für Online Marketing im Allgemeinen sein kann.

Wer heute sagt, er wäre Experte im Online Marketing, verfügt über ein grundlegendes Wissen in der Breite und tiefergehendes Wissen in ein oder zwei Teilbereichen.

Das ist auch der richtige Weg, meiner Meinung nach. Ich mache es ja nicht anders. Mein Spezialgebiet ist die Marketing Automatisierung.

René Tzschoppes Weg vom Online Marketing Experten zum Unternehmer

OME: Viele Online Marketing Experten sind ja auch Unternehmer geworden. Wie war da dein Weg? Wann hast du dich selbstständig gemacht? Kannst du dich noch an das aufregende Gefühl erinnern?

RENÉ TZSCHOPPE: Ich habe mich schon während meiner Ausbildung zum ersten Mal selbstständig gemacht.

Nach meiner Ausbildung wurde das allerdings abrupt beendet, weil ich zum Zivildienst eingezogen wurde.

Danach habe ich dann neu angefangen, da ich mich in der Zwischenzeit nicht um das Unternehmen kümmern konnte.

Der Tag, an dem ich zum Gewerbeamt gegangen bin, um ein Gewerbe anzumelden, war schon aufregend. Aber dann das 28-seitige Pamphlet auszufüllen, das war langweilig.

Ansonsten kann ich keinen genauen Moment als Beginn meiner Selbstständigkeit definieren. Ich glaube, im Geiste war ich schon immer Unternehmer und selbstständig.

Ein essenzieller Bestandteil meiner Selbstständigkeit ist auch die Vernetzung mit anderen Unternehmern. Deshalb bin ich im BNI aktiv.

Wir engagieren uns sehr für die unternehmerische Weiterbildung. Das ist ein Kernfaktor für mich.

Ich denke regelmäßig: „Wenn ich das nicht hätte, dann würde ich mich nicht einmal ansatzweise so schnell als Unternehmer entwickeln.“

Du musst jede Woche neu über dein Business nachdenken und jede Woche etwas neues anbieten. Außerdem bietet dir das Netzwerk die Gelegenheit, Gespräche auf Augenhöhe zu führen.

Auch heute kommt es noch vor, dass ich ein Thema mit meinen Mitarbeitern zu bewältigen habe, bei dem Fragen aufkommen.

Damit wende ich mich dann an einen meiner BNI Kollegen, die schon mehr Erfahrung mit Unternehmen haben.

Die Tipps und Anregungen, die man im Austausch mit anderen Experten bekommt, kann man echt nicht bezahlen.

OME: Wie sah denn dein beruflicher Werdegang zum Online Marketing Experten aus?

RENÉ TZSCHOPPE: Ich habe bei einer Full Service Marketing Agentur mit dem Online Marketing angefangen.

Dort habe ich aufgehört, weil es mich gestört hat, ein festes Portfolio an Kunden zu verkaufen.

Danach habe ich mich als unabhängiger Berater selbstständig gemacht.

Durch eine glückliche Fügung ist dann die Domain online-strategien.de frei geworden. Die habe ich mir direkt gesichert und mir ein neues Unternehmen mit anderen Strategien aufgebaut.

Das Konzept dahinter war eine Honorarberatung zum Thema Strategienentwicklung und Projektmanagement.

Dann hat sich mein Business verändert.

2017 habe ich festgestellt, dass ich eine extrem hohe Arbeitsauslastung habe. Ich habe 80 bis 85 Stunden die Woche gearbeitet.

Das wurde schon unangenehm. Die Familie ist schlecht drauf und man bemerkt auch selbst, dass man sich sein eigenes Hamsterrad geschaffen hat.

Aber du hast ein tolles Unternehmen, verdienst Geld, hast interessante Kunden und spannende Aufträge. Es wurde immer mehr.

Damals habe ich für mich keinen Weg gesehen, aus dieser Situation herauszukommen.

Ich war der einzige Online Marketing Experte in meinem Unternehmen. Ich hatte eine Buchhaltung und eine Assistenz, aber andere Dinge auszulagern, ist mir schwer gefallen.

Das Anfertigen von Analysen hätte ich mit einer klaren Prozessbeschreibung bestimmt einer studentischen Hilfskraft überlassen können.

Aber wenn man eine Analyse selbst durchführt, bekommt man ein ganz anderes Gefühl dafür.

Wenn man sich richtig in die Situation hineinarbeiten kann, bekommt man ein viel klareres Bild, als wenn man eine Analyse von außen bezieht.

Ich hätte einen Vertriebler einstellen können, aber der Vertrieb war damals nicht mein Engpass.

Meine nächste Überlegung war, einen weiteren Consultant einzustellen, dieser Gedanke hat mir jedoch auch nicht wirklich gefallen.

Im Endeffekt hätte es mich nur noch mehr unter Druck gesetzt, da ich letztendlich sowieso wieder alles selbst kontrolliert hätte.

Und da habe ich angefangen, nochmal einen Blick auf meine eigenen Kompetenzen im Online Marketing zu werfen. Was kann ich denn selbst?

Dabei ist mir der Bereich Marketing Automation in den Sinn gekommen und ich habe damit angefangen, meine eigenen Marketing- und Vertriebsprozesse zu automatisieren.

Dabei bin ich mit einem Zwischending aus völliger Begeisterung und Neugier vorgegangen. Nach sechs Wochen hatte ich ein komplett anderes Unternehmen.

20 Stunden der Arbeit pro Woche wurde durch automatisierte Prozesse übernommen. Zusätzlich konnte ich 25% mehr Umsatz machen.

Anfang 2017 konnte ich dann das erste Mal sehen, wie gut die Automation wirklich funktioniert.

Ich war nach einem Blinddarmdurchbruch 5 bis 6 Wochen im Krankenhaus und in der Reha. In der Zeit habe ich es kaum geschafft, meine Mails zu lesen.

Als ich nach diesen Wochen im Krankenhaus auf meinem Handy in meine Mails gesehen habe, hatte ich richtige Glücksgefühle.

Ich habe festgestellt, dass ich Provisionsabrechnungen versendet und Neukundenanfragen beantwortet habe. Es haben auch Webinare mit mir stattgefunden, während ich im Krankenhaus war.

Das alles hat automatisiert funktioniert.

Wäre mir das passiert, bevor ich die Prozesse in meinem Unternehmen automatisiert habe, hätte ich große Probleme bekommen.

In dem Moment ist mir etwas bewusst geworden: Online Marketing ist zwar cool, aber Automatisierung kann dein Business retten und alles verändern.

Beim Online Marketing geht es darum, Anfragen zu generieren. Aber was passiert, wenn die Anfrage eintrifft?

Die Anfrage muss bearbeitet werden und ein Prozess muss ausgelöst werden. Dort ist bei vielen Unternehmen der Engpass.

Die meisten Unternehmen haben kein Problem damit, dass sie zu wenig Kunden gewinnen. Sie haben ein Problem damit, die Anzahl der Anfragen zu bearbeiten.

Ich war von der Automation in meinem Unternehmen so begeistert, dass ich nach meinem Krankenhausaufenthalt zu meinen Kunden gefahren bin und ihnen von meinen Automationen erzählt habe.

Die meisten Kunden waren so begeistert, dass sie sofort gesagt haben: „Das will ich auch.“

Ich war der einzige, der diese Art der Automation für kleine und mittelständische Unternehmen erschwinglich angeboten hat. Deshalb habe ich alle Aufträge selbst umgesetzt.

Meine Kunden haben mich größtenteils weiterempfohlen, sodass ich irgendwann in eine sehr schöne Situation kam.

Ich wurde noch auf dem Rückweg von einem Kunden direkt wieder von ihm angerufen. Er sagte: „Du kannst gleich wieder umdrehen. Mein Kumpel möchte das auch haben.“

An diese Empfehlungen war ich nach meinen Zeiten als Berater nicht gewöhnt. Von einem Berater ist man selten so begeistert, dass man ihn sofort weiterempfiehlt.

Aber nachdem ich angefangen habe, mich mit der Marketing Automation zu beschäftigen, haben mich Kunden auf einmal weiterempfohlen.

Dazu kamen zahlreiche Aufträge, die ich durch das BNI bekommen habe.

Nach einer Weile hatte ich festgestellt, dass die Hälfte meiner Umsätze bereits Automatisierungsumsätze sind, obwohl ich mich erst seit wenigen Monaten damit beschäftigt hatte.

Da habe ich mir gesagt, dass ich mir noch einmal genau überlegen sollte, wie ich darauf weiter aufbaue, wenn ich bis zum Ende des Jahres einen bestimmten Umsatz mit der Automation gemacht hätte.

Diesen Umsatz hatte ich nach zwei Monaten erreicht.

Ich habe schließlich bei Klick Tipp angefangen und wurde dort sogar als Consultant des Jahres ausgezeichnet, weil ich die meisten Enterprise Kunden in einem Jahr gewinnen konnte.

Das lief aber alles nur nebenbei, weil ich vorrangig in meinem Unternehmen gearbeitet habe.

Dabei habe ich gemerkt, dass ich mit der Automation eine Nische gefunden hatte, die noch nicht besetzt war.

Mit dem Thema hatte ich dann gefunden, wofür meine Leidenschaft als Unternehmer brennt, und habe jetzt meine neue Agentur gegründet, mit der ich nur noch Marketing Automation mache.

Ich habe nur noch eine Handvoll Bestandskunden, die ich weiterhin im Online Marketing betreue.

Seitdem schaffe ich es auch, mit Mitarbeitern zusammenzuarbeiten. Mittlerweile haben wir drei – demnächst sogar vier – Mitarbeiter, die bei uns die Marketing Automation vorantreiben, Kundenprojekte umsetzen und Texte schreiben.

Der Online Marketing Experte über sein Spezialgebiet Marketing Automation

OME: Das ist eine mega spannende Story.

Kannst du uns noch einmal genau erklären, was Marketing Automation ist? Es ist ja schon ein relativ neuer Begriff. 

RENÉ TZSCHOPPE: Im Grunde geht es fast immer um Kommunikationsprozesse, zum Beispiel mit Kunden, Interessenten oder Bewerbern.

Das beste Beispiel sind Visitenkarten auf einer Messe. 

Wenn du eine Messe besuchst, kommst du mit vielen Menschen in Kontakt, die interessant finden, was du tust. Sie geben dir ihre Visitenkarten und bitten dich um einen Anruf oder eine Mail.

Am Ende des Tages hast du ca. 30 Visitenkarten zusammen. Was machst du nun? Vermutlich schreibst du nach und nach alle an.

Viele werden dir dann aber gar nicht mehr antworten, weil die Messe schon zu lange her ist.

Du kannst nun auch alle 30 Leute gleichzeitig anschreiben. Dann hast du aber mitunter das Problem, dass dir 30 Leute auf einmal antworten und du nicht alle Anfragen beantworten kannst.

Hier sieht man ganz gut, dass der Engpass nicht mehr bei der Lead Menge, sondern bei der Verarbeitung liegt.

Dieses Problem kannst du durch Automation ganz einfach lösen.

Du scannst die Visitenkarte sofort auf der Messe mit einer App. Dabei kannst du Tags wie zum Beispiel „10% Messerabatt“ oder „Angebot Webinar“ vergeben – je nachdem, woran der Kontakt Interesse hat.

In einer Datenbank sind nun zu den Tags passende Kampagnen hinterlegt und der Interessent wird automatisch angeschrieben.

Anhand der hinterlegten Datensätze kann sogar ein dynamisches Angebot erstellt werden, das dem Kunden direkt zugesendet wird. Das musst du dann auch nicht mehr selbst machen.

Es ist sogar möglich, automatisiert einen Termin abzustimmen.

Über den Online Kalender wird ein Termin vorgeschlagen und wenn der Kunde ihn annimmt, landet er direkt in deinem Kalender.

Wenn der Kunde drei oder vier Mal nicht auf die Terminvorschläge reagiert, wird dir der Kontakt zurückgespielt und du kannst entscheiden, ob du ihn persönlich kontaktierst.

Oder du lässt ihn links liegen, weil du schon mit den 28 anderen in Kontakt stehst und es auf die letzten zwei auch nicht mehr ankommt.

Wenn du einen Termin vereinbart hast, ist die Automation noch längst nicht vorbei. Du kannst dem Kunden automatisiert Erinnerungen und Fragebögen schicken und den Termin automatisiert vorbereiten.

Dadurch kannst du Termine in einer Qualität vorbereiten, die heutzutage gar nicht mehr üblich ist, da niemand 30 Termine so ausführlich manuell vorbereitet.

Während des Termins kannst du ein Gesprächsprotokoll führen und anschließend erhältst du ein Formular, in dem bereits alle Daten des Kunden stehen.

Das musst du nun nur noch mit drei bis vier Klicks anpassen, bevor du es in die Datenbank zurückgibst. Anschließend wird automatisch ein Angebot erstellt und versendet.

Anschließend brauchst du vielleicht eine Logodatei oder ein Textbriefing. Der Kunde muss sich zu bestimmten Themen äußern, ihr müsst einen Termin für einen Strategieworkshop finden, und so weiter.

All diese Themen der Kommunikation lassen sich automatisieren. Wenn alles gut läuft, sitzt du nur noch in deiner Schaltzentrale und bestimmst, welcher Schritt als nächstes erfolgt.

Und sogar das lässt sich automatisieren.

So kannst du deine bestehende Zeit unfassbar viel effektiver nutzen, anstatt sie mit Standardprozessen zu verbringen.

Wir konnten unserer Arbeit mit dem Thema Automation ein ganz anderes Tempo verleihen. Das ist der Grund, warum dieses Thema unweigerlich auf uns zukommt.

Das sieht man auch in der Geschichte der Industrie.

Die Autohersteller haben bemerkt, dass sie ihr Produkt nicht schnell genug fertig bekommen. Deshalb haben sie Produktionsstraßen entwickelt. Irgendwann kamen dann die Roboter dazu.

Mittlerweile wird ein Golf in 17 Stunden gebaut – komplett aus dem Nichts bis zu einem vollständigen Auto.

Diese Geschwindigkeit braucht man in der Industrie einfach, da die Nachfrage enorm gewachsen ist. Im Moment sind die Informationsdichte und auch die Informationstransparenz so hoch wie noch nie.

Auch in anderen Lebensbereichen hat die Geschwindigkeit zugenommen.

Früher hat man sich den Abend über Zeit genommen, um etwas im Internet zu bestellen, das dann zwei Wochen später ankam.

Heute bestellt man morgens auf dem Weg die Treppe hinunter einen Sack Hundefutter und der steht am nächsten Morgen vor der Tür.

Die ganze Welt dreht sich immer schneller und man hat zwei Möglichkeiten, damit umzugehen:

Entweder man verbrennt sich, weil man versucht, trotzdem alles zu machen, oder man reduziert sich auf wenige, hochkarätige Kunden.

Oder man automatisiert einfach die Prozesse, die kein Mensch machen muss. Wenn man sie einmal sauber angelegt hat, laufen sie zuverlässig.

Es gibt so viel Software, mit der man die verschiedensten Sachen machen kann. Das fängt schon bei banalen Dingen wie Teilnahmebescheinigungen und Zertifikaten an.

Es gibt Software, in die man einfach nur den Datensatz einpflegen muss, damit alle Teilnehmer direkt die Zertifikate erhalten. Urkunden für fünfzig zu machen, dauert so nur noch Sekunden.

Früher hat man jedes Zertifikat ausgedruckt, unterschrieben und eingerahmt. Das passiert heute nicht mehr. Sonst ist man zu langsam. Das merkt man dann.

OME: Das war eine sehr ausführliche Erklärung, vielen Dank dafür. Die Vorteile der Automation sind wirklich faszinierend.

Wie sieht es mit dem Fachkräftemangel in Deutschland aus? Kannst du durch Automatisierung auch deine Lohnkosten oder Kapazitäten reduzieren?

RENÉ TZSCHOPPE: Die Unternehmen, für die wir arbeiten, sind dankbar für die Automatisierung.

Auch die Mitarbeiter sind dankbar darüber, dass sie immer wiederkehrende und oft auch langweilige oder sogar nervige Aufgaben nun nicht mehr machen müssen. Sie können sich stattdessen produktiv beschäftigen.

Ich kenne kein Unternehmen, das aufgrund von Marketing Automatisierung Mitarbeiter entlassen hat. Es ist eher so, dass sie mit weniger Stress und in der gleichen Zeit nun viel produktiver arbeiten.

Vor der Automatisierung ist vieles liegen geblieben, weil keine Kapazitäten dafür da waren. Man wollte am Unternehmen arbeiten oder das eigene Marketing erledigen, doch dafür war keine Zeit, weil man sich um tausend Kleinigkeiten kümmern musste.

Wenn man auch nur 20% dieser Kleinigkeiten nicht mehr erledigen muss, wird schon alles einfacher.

René Tzschoppe über seine Tätigkeit als Speaker

OME: Total spannend! 

Kommen wir noch einmal zurück auf deine Impulse. Es ist faszinierend, wie ein Zocker zum Experten wird.

Es gab so viele verschiedene Impulse in deinem Leben, die dazu geführt haben. Das waren zum einen deine Ausbildung und deine Eltern, die meinten, Werbung würde nicht mehr funktionieren. Zum anderen hat dich auch dein Krankenhausaufenthalt inspiriert.

Diese Impulse haben dich zu dem gemacht, was du heute bist. Du bist mittlerweile auch deutschlandweit unterwegs, richtig?

RENÉ TZSCHOPPE: Ich arbeite im gesamten deutschsprachigen Bereich. Wir haben primär Kunden aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

In Deutschland gibt es zwei große Agenturen für Marketing Automation. Das sind zum einen wir und eine andere Agentur. Mit dem Geschäftsführer bin ich gut befreundet.

In den letzten Jahren konnten wir kontinuierlich die Auszeichnung „Top Consultant des Jahres“ bei Klick Tipp gewinnen. In der Marketing Automation in Deutschland spielen wir also ganz oben mit.

OME: Neben diesen Auszeichnungen machen dich auch deine Tätigkeiten als Speaker zum Experten. Wo geht die Reise für dich in Zukunft hin? Wirst du weiter als Speaker arbeiten?

RENÉ TZSCHOPPE: Vorträge machen mir schon Spaß. Ich bin auch gerne auf der Bühne.

Diese Vorträge kommen viel durch unsere Kunden zustande. Wir haben viele Speaker, Trainer und Coaches als Kunden.

Dadurch haben wir schon den einen oder anderen Vortrag halten können. Meistens waren 150 bis 200 Zuschauer anwesend. Mehr waren es selten.

Es hat Spaß gemacht und natürlich kann man sich durch Vorträge auch gut als Experte positionieren. Ich kann mir also gut vorstellen, in nächster Zeit öfter Vorträge zu halten.

Im Moment sehe ich auch noch viel Automatisierungspotenzial in unserem Unternehmen, auch wenn wir von dem Sprichwort „Der Schuster hat die schlechtesten Schuhe“ weit entfernt sind.

Bei allem, was ich tue, denke ich darüber nach, wie sich diese Prozesse optimieren lassen würden. Das ist eine Betriebskrankheit.

Als ich bei Media Markt gearbeitet habe, habe ich zum Beispiel in jedem Raum darauf geachtet, von welcher Marke die Monitore sind. Als Maler hingegen sieht man überall jeden Fleck an der Wand.

Und so wie ein Gebäudereiniger den Dreck in jeder Ecke findet, mache ich mir über jeden Prozess Gedanken.

Ist das ein Prozess, den ich heute noch einmal durchführen muss? Muss ich das immer wieder so machen?

Wir sind kontinuierlich dabei, unsere Prozesse weiterhin zu automatisieren – auch wenn es sich um Kleinigkeiten handelt, die drei Mal im Jahr anfallen. Ich finde es einfach geil, alles zu automatisieren.

Umso mehr wir automatisieren, umso mehr Zeit habe ich auch, um auf die Bühne zu gehen und Akquise zu betreiben.

Durch Vorträge können wir schließlich auch viele Neukunden gewinnen. Bei meinen letzten Vorträgen hatte ich eine kontinuierlich gute Umwandlungsrate.

Dabei lässt sich auch sehr gut mit Automatisierung arbeiten.

Es gibt viele Speaker, die auf der Bühne deutlich besser performen als ich und dadurch viel Geld verdienen.

Nach ihrem Vortrag schaffen sie es, mit sieben bis zwölf Menschen persönlich zu sprechen. Mehr ist zeitlich nicht möglich, bevor der nächste Vortrag anfängt.

Dabei ist es egal, ob man vor 200 oder vor 500 Leuten gesprochen hat – am Ende hat man seine sieben bis zwölf Visitenkarten. 

Ich blende zu Beginn meines Vortrages interessante Charts und Studien ein. Die ersten fangen dann bereits an, meine Folien zu fotografieren.

Gegen Mitte meiner Präsentation kündige ich dann an, dass ich meine PowerPoint auch als Download versende. Dafür müssen die Interessierten mir nur eine SMS mit ihrer E-Mail Adresse schicken.

Die SMS gehen natürlich nicht an meine Nummer, sondern an eine automatisierte Nummer, die jede E-Mail Adresse ausliest und daraufhin eine Kampagne startet.

Dabei habe ich eine Quote von 65%. Ich bekomme von 65% meines Publikums die Kontaktdaten.

Das mache ich jedes Mal so. Bei einem Vortrag von 160 Teilnehmern bekomme ich also 100 Leads – jedes Mal.

Von diesen 100 Interessierten kann ich 10% in Kunden umwandeln – Kontinuierlich und automatisch.

Bei einem meiner letzten Vorträge hatte ich ein weiteres Schlüsselerlebnis. Ich sollte am Samstag einen Vortrag in Stuttgart halten – Und am Sonntagmorgen um vier Uhr wollte ich mit meiner Frau in den Urlaub fliegen.

Es kam, wie es kommen musste: Mein Hinflug nach Stuttgart wurde storniert und ich musste mit dem Auto zum Vortrag fahren. Die Veranstalter konnten meinen Vortrag einen Slot nach hinten verlegen.

Nach meinem Vortrag musste ich dann eigentlich sofort wieder zurück nach Potsdam, damit wir unseren Flug noch kriegen. Ich habe mich aber dazu entschlossen, noch mindestens zwanzig Minuten zu bleiben, um mit dem Publikum zu reden.

Die sieben bis zwölf Visitenkarten wollte ich schließlich auch noch mitnehmen, selbst wenn sie meistens durch die SMS Aktion letztendlich doppelt in der Datenbank sind.

Ich habe es dann noch am Abend nachhause geschafft und konnte am nächsten Morgen in den Urlaub fliegen.

Nun stell‘ dir vor, du hast eine Agentur und es sind gerade 100 Leads in deiner Datenbank gelandet. Alle erwarten nun etwas von dir, denn ihr hattet gerade Kontakt.

Du fliegst aber in den Urlaub. Der Flug dauert 18 Stunden, in denen du dein Smartphone nicht verwenden kannst. Außerdem möchtest du dich im Urlaub entspannen und keine Mails versenden.

Bei mir war das alles kein Problem. Die Kampagne war vollständig automatisiert und ich konnte während meines Urlaubs alle zehn Neukunden onboarden – inklusive Unterschrift.

Und als ich aus dem Urlaub zurück war, haben wir damit begonnen, die Projekte umzusetzen.

Solche Momente erreicht man nur, wenn man seine Prozesse automatisiert.

Wäre ich einer der anderen Speaker gewesen, wäre ich schon bei den zehn Visitenkarten mit einem schlechten Gewissen ins Flugzeug gestiegen. Im Urlaub hätte ich mit zehn Leuten kommunizieren müssen, ohne wirklich abschalten zu können.

Durch die Automation habe ich hingegen mit über 100 Personen kommuniziert und konnte trotzdem abschalten – schließlich habe ich nichts gemacht. Das ist wirklich ein tolles Gefühl.

Online Marketing Experte René Tzschoppe wirft einen Blick in die Zukunft

OME: Wie siehst du als Experte die Entwicklung des Online Marketings in Deutschland? Was läuft gut und wo siehst du noch Verbesserungspotenzial?

RENÉ TZSCHOPPE: Alle behaupten immer, die USA wären Deutschland in Sachen Online Marketing meilenweit voraus. Deshalb war ich fast schon enttäuscht, als ich das erste Mal in den USA war.

Teilweise werden dort Marketing Maßnahmen als Innovation vorgestellt, die hier schon seit Jahren Gang und Gebe sind.

Der größte Unterschied zwischen Deutschland und den USA sind die Kunden. Internetnutzer sind in den USA dazu bereit, ihre Kreditkartendaten im Facebook Messenger zu hinterlegen und damit einzukaufen.

Das würde in Deutschland niemals funktionieren. Der Aufschrei wäre groß: Wer gibt denn im Facebook Messenger seine Kreditkartendaten an?! Was ist mit dem Datenschutz?

OME: Dann meinst du also, dass nicht die Unternehmer oder das Marketing in den USA weiter sind, sondern die Kunden?

RENÉ TZSCHOPPE: Die Unternehmen haben auch ein anderes Mindset. In den meisten Unternehmen fließen 20% des Budgets ins Marketing.

Ein minimal funktionierendes Produkt wird in der Werbung gepriesen, als hätte man einen Weltmarktführer erschaffen.

Die Unternehmen sind auch anders strukturiert. Wenn in einer Firma zehn Leute arbeiten, sind zwei davon für das Marketing zuständig – Weil es wichtig ist.

In Deutschland gibt es Firmen mit 25 Mitarbeitern ohne Marketingabteilung.

Ich habe mich neulich mit einem Geschäftsführer einer großen Kanzlei mit 20 Mitarbeitern unterhalten. Er wollte seine Zeit dazu nutzen, Marketing zu betreiben.

Die Reaktion der anderen Gesellschafter war: „Willst du etwa nicht mehr arbeiten?“

Das ist für mich das Sinnbild der deutschen Unternehmen. 

Dabei haben wir eine weltweit einzigartige Produktqualität. Deutschland hat mehr Weltmarktführer hervorgebracht als China und die USA zusammen.

Wir sind Tüftler, die hochwertige Produkte entwickeln, die auf dem Weltmarkt ihresgleichen suchen. Und danach sind wir nicht dazu in der Lage, diese Produkte zu vermarkten.

Es ist fast verpönt, zu sagen, dass man etwas Tolles gemacht hat. Qualität setzt sich durch.

In diesem Bereich muss ein Umdenken stattfinden. Wir müssen lockerer werden und uns sagen: „Wenn ich ein cooles Produkt entwickelt habe, darf ich auch mal ein bisschen lauter schreien.“

In den USA gibt es allerdings viel mehr Software Lösungen. Das vermisse ich hier noch. 

In den USA gibt es für alles eine Software, doch die meisten davon sind leider für den deutschen Markt nicht verfügbar. Das finde ich schade, da die deutsche Software Industrie gerade auch am wachsen ist.

In meiner Branche betrifft mich das natürlich besonders. Wenn ich nach amerikanischen Tools zur Automatisierung eines Prozesses suche, finde ich sofort vier zur Auswahl, die perfekt passen.

In Deutschland kann man froh sein, wenn man ein Tool findet. Wenn das dann auch noch ein bisschen Funktionalität mitbringt, hast du echt Glück gehabt.

Im Prinzip würde es reichen, die amerikanischen Softwares funktional zu kopieren und für den deutschen Markt fähig zu machen.

Es ist bestimmt möglich, dafür offizielle Lizenzen von den Entwicklern zu bekommen. Für amerikanische Software Firmen ist Deutschland einfach kein interessanter Markt.

OME: Mehrere amerikanische Unternehmen sind in Deutschland auch bereits gescheitert. Walmart zum Beispiel. 

RENÉ TZSCHOPPE: Die stellen sich den deutschen Markt anders vor. 

Es liegt auch ein wenig an der deutschen Mentalität. Ich finde das nicht schlimm. Ich komme hierher und kann sehr gut mit der Mentalität leben.

Ich möchte nur noch einmal klarstellen, dass ich nicht finde, dass wir in Deutschland mit dem Marketing stark zurückliegen.

Ich finde es sogar sehr spannend, dass wir die Chance haben, manche Entwicklungen in den USA schon vorher zu sehen.

Wir sollten uns nicht darüber aufregen. Schließlich profitieren wir davon, in die Zukunft sehen zu können. Die amerikanischen Firmen machen die Fehler zuerst.

Das, was bei uns ankommt, ist das, was funktioniert. Das ist doch gut für uns.

Nur den Mangel an Software Lösungen in Deutschland finde ich wirklich schade. Deshalb arbeite ich viel mit amerikanischen Anbietern.

Dabei stelle ich jedoch immer wieder fest, dass der Kundensupport nicht der beste ist und der Datenschutz nicht immer gegeben ist. Viele Kunden haben deshalb Berührungsängste damit.

Es ist daher eine tägliche Herausforderung für uns, passende Software Anbieter für bestimmte Teilbereiche zu finden. Die Suche nach Tools ist für uns ein sehr wichtiges Thema.

OME: Vielen Dank für diesen Ausblick. 

Was glaubst du, wie sich die Marktposition von Deutschland im Weltmarkt in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren weiterentwickeln wird?

Sind Automatisierung, Digitalisierung und Online Marketing gut für uns oder eher eine Bedrohung, weil anderen Länder uns darin voraus sind? 

RENÉ TZSCHOPPE: Die wirtschaftliche und politische Situation ist in dieser Hinsicht im Moment schwierig. 

Die USA holen mittlerweile alle Unternehmen zurück nach Amerika. Wenn man in den USA verkaufen will, braucht man dort ein Werk. Importieren ist nicht mehr möglich.

Das ist auch aus politischer Sicht interessant. Die Unternehmen müssen dort richtige Standorte etablieren, da dort nur amerikanische Geschäftsführer eingestellt werden dürfen.

Das sehe ich kritisch, da wir in Deutschland auf den Export angewiesen sind. Wenn wir daran nicht zeitnah etwas ändern, könnte uns das auf die Füße fallen.

Ungeachtet von der politischen Situation denke ich, dass es eine typisch deutsche Mentalität ist, alles verbessern und Prozesse optimieren zu wollen. Die Ingenieure sind heute 1% besser als gestern. 

Weltweit sieht man jedoch bei anderen, dass sie nicht mehr um 1% wachsen, sondern um 10 oder sogar 100%.

Das erreichen Unternehmen in den USA und weltweit mittlerweile, weil die Technologie es zulässt.

Das weltweit größte Taxiunternehmen hat zum Beispiel gar keine eigenen Taxis: Uber. Es wurde ohne Vermögen gegründet und mittlerweile regieren sie in vielen Ländern den Taximarkt.

Millionen Taxiunternehmen sind dadurch Pleite gegangen.

Zusätzlich gibt es andere große Vermittlungsportale wie Airbnb. Sie haben selbst keine Immobilien und bestimmen dennoch den Markt. Sie können einen großen Markt mit minimalem Aufwand beeinflussen.

Bei dieser Entwicklung befürchte ich, dass wir in Deutschland den Anschluss an diese digitale Welt verlieren, weil es nicht gefördert wird.

Bei uns starten kaum Unternehmen im Bereich Blockchain. Auch das Thema 5G Netz haben wir erst sehr spät für uns entdeckt.

Bei den Themen mit großer Innovationskraft, die ein besonders gutes Wachstum ermöglichen, hängen wir im Moment noch hinterher. Ich hoffe, dass Deutschland in dieser Hinsicht noch die Kurve kriegt.

Andere Länder wie beispielsweise die USA nutzen diese Technologien schließlich bereits sehr intensiv. Deshalb kommen mittlerweile die mächtigsten Unternehmen alle aus den USA.

Ich hoffe, dass wir den Schritt von der „Wir verbessern das, was da ist“-Mentalität hin zu einem „Wir tauschen das, was da ist, mit etwas Besserem aus“.

Dieses Konzept funktioniert in den USA. Sie verwerfen ein altes System und entwickeln etwas komplett Neues, das um ein Vielfaches besser funktioniert.

Wir sind eher daran gewöhnt, die bestehenden Dinge zu verbessern. Ich hoffe, dass das nicht irgendwann zu einem Problem wird, da Unternehmen aus anderen Ländern eine exponentielle Wachstumskurve haben.

Amazon verdoppelt seinen Umsatz nach wie vor jedes Jahr, weil sie viel schneller Märkte erschließen und innovieren können. 

Man muss sich nur ansehen, wie Amazon angefangen hat: Als DER Buchhandel. Wenn jemand ein Buch kaufen wollte, hat er bei Amazon gesucht.

Später kamen CDs, Hörbücher und diverse andere Produkte dazu. Mittlerweile haben viele Leute Alexa in ihrer Wohnung und wissen gar nicht mehr, was alles damit verbunden ist.

Dazu kommen die Amazon Cloud Dienste. Das Unternehmen umfasst ein riesiges Spektrum an Angeboten. Genauso ist es mit Facebook, Google und Microsoft.

Microsoft und Google haben mittlerweile auch eigene Cloud Dienste. Ich kenne hingegen kaum ein deutsches Unternehmen, das eigene Cloud Dienste anbietet.

Ich hoffe, dass wir bald auf diesen Zug aufspringen.

So kann Deutschland in Zeiten der Digitalisierung mithalten

OME: Was forderst du von der Regierung und öffentlichen Institutionen wie Schulen, um dieses Ziel zu erreichen und einen Umschwung in die Wege zu leiten?

RENÉ TZSCHOPPE: Ich glaube, dass ein Umschwung nicht mehr möglich ist, ohne zwischendurch hinzufallen.

Wir haben eine sehr ausgeprägte Bürokratie in Deutschland und die, die etwas dagegen tun könnten, haben kein Interesse daran, diese Bürokratie abzubauen. Das ist das Problem.

Bei uns sitzen mehr Politiker im Parlament als in den USA, dabei hat Deutschland nur ein Zehntel der Bevölkerung. Das bedeutet, dass es in den USA möglich ist, mit einer kleineren Struktur Dinge zu bewegen.

Verglichen dazu haben wir einen viel größeren Wasserkopf, der viel Geld frisst und einfachste Entscheidungen verhindert.

Stattdessen werden Entscheidungen getroffen, die ich absolut nicht nachvollziehen kann. Nehmen wir den Upload Filter als Beispiel.

Tausende haben dagegen demonstriert, alle waren dagegen – außer ein paar großen Konzernen.

So eine Änderung wird innerhalb weniger Monate umgesetzt, aber banale Entscheidungen wie die Abschaffung der Sommerzeit werden Jahr für Jahr wieder in Frage gestellt.

Unsere Entscheidungsprozesse sind viel zu langsam. Wir verlieren uns in der Bürokratie, dabei müssten wir dringend etwas ändern.

Auch an den Schulen. Mich fasziniert es, dass Zehnfingerschreiben immer noch nicht an Schulen gelehrt wird. Dabei gibt es kaum einen Job, bei dem man nie am PC arbeitet.

Der Umgang mit Social Media könnte auch Teil der Schulbildung sein. Dieses Thema wird aus unserem Leben nicht mehr so schnell verschwinden.

Wieso klären wir Schüler also nicht darüber auf? Wo landen die Daten? Wie benutzt man die sozialen Medien richtig?

Auch in dieser Hinsicht ist unser Konzept zu langsam.

Unser Schulsystem ist im Allgemeinen nicht up to date. Wir haben Lehrermangel, die Schulmaterialien sind oft veraltet.

Mit diesem Schulsystem als Basis werden wir große Schwierigkeiten bekommen. Bildung ist schließlich immer noch das Thema der Zukunft.

Wenn wir nicht bald eine Kehrtwende hinlegen, wird der Fachkräftemangel in Deutschland immer größer. Wir werden immer mehr darauf angewiesen sein, dass Fachkräfte aus anderen Ländern zuziehen.

Um das zu verhindern, brauchen wir mehr Förderprogramme. 

Aber das entzieht sich meines Einflussbereichs. Ich könnte noch viel darüber reden, aber das wird auch nichts daran ändern.

OME: Vielleicht gehst du irgendwann in die Politik.

Das ist heute vielleicht noch nicht denkbar, aber wer weiß, was in 15 Jahren sein wird.

RENÉ TZSCHOPPE: Ich bezweifle es. Aber sag‘ niemals nie. 

OME: In diesem Sinne bedanke ich mich für unser Interview. Es war sehr interessant, mit der Automation einen weiteren Bereich des Online Marketings kennenzulernen. Vielen Dank.

RENÉ TZSCHOPPE: Gerne.

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