„Heute weiß ich für mich, dass ich Ergebnisse brauche. Ich muss sehen, was ich gemacht habe, was live ist und was nicht.“
– Online Marketing Experte Sascha Behnmüller
OnlineMarketingExperten.de zu Gast bei ReachX
Sascha Behnmüller konnte in seinen über 10 Jahren als Online Marketing Experte bereits in namhaften Unternehmen wertvolle Erfahrungen sammeln. Das hat den Conversion Rate Optimization und PPC Experten zu dem gemacht, was er heute ist: Consultant, Dozent, Speaker und Geschäftsführer seiner Online Marketing Agentur ReachX.
Wir freuen uns, dass wir den Online Marketing Experten in seiner Agentur besuchen durften. Deshalb präsentieren wir Ihnen hier das Ergebnis unseres ausführlichen Interviews mit Sascha Behnmüller.

Sascha Behnmüller im Gespräch
OME: Hallo Sascha, vielen Dank, dass ich dich heute interviewen darf.
Eine Eröffnungsfrage, die ich immer gerne stelle, ist: Wann hast du deinen ersten Computer bekommen und welcher war das?
Online Marketing Experte Sascha Behnmüller und seine ersten PC Erfahrungen
SASCHA BEHNMÜLLER: Das weiß ich noch relativ gut, da müsste ich 6 gewesen sein. Es war ein Amiga 500.
OME: Wann wurdest du geboren?
SASCHA BEHNMÜLLER: 1983.
OME: Hast du den Amiga hauptsächlich zum Zocken genutzt?
SASCHA BEHNMÜLLER: Ja, ich wollte ihn zum Zocken haben, weil meine Freunde auch einen hatten. Damals funktionierte das noch mit Joystick.
Ich erinnere mich aber noch, dass mein Vater mir ein 10 cm dickes Workbench Buch mitgegeben hat. Die Bedingung war, wenn ich spielen wollte, musste ich erst eine Stunde in dem Buch arbeiten, um zu lernen, wie das alles funktioniert.
Ich hatte das irgendwann durchgelesen, aber ich habe es nie so richtig verstanden und hatte auch nicht das Interesse daran.
OME: Das finde ich eigentlich cool von deinem Vater.
SASCHA BEHNMÜLLER: Rückblickend war vieles cool, was er gemacht hat.
Heute denke ich natürlich anders über vieles. Aber als Sechsjähriger hast du noch nicht das Bewusstsein, wofür du das machst.
Ich bin auch jemand, der sehr praktisch lernt und einen konkreten Anwendungsfall braucht.
„Schau dir an, was man theoretisch alles machen könnte“, hat bei mir noch nie funktioniert.
„Sieh mal: Damit kannst du XY machen“, funktioniert bei mir hingegen sehr gut.
So war das schon immer. Auch, als ich irgendwann Webseiten mit Flash Programmierung, Dreamweaver oder Macromedia gebaut habe.
So habe ich meine Projekte vorangetrieben. Ohne konkretes Ziel ist es mir immer schwer gefallen, zu arbeiten.
Mit 6 oder 7 hast du nur im Kopf: „Ich will zocken und eine Runde Kick-off spielen“.
Du hast nicht im Kopf, dass das mal die Basis deiner späteren Zukunft in 20 Jahren sein kann. So denkt kein 6 Jähriger, meiner Meinung nach.
OME: Du warst auf jeden Fall noch sehr jung, als du den Computer bekommen hast.
SASCHA BEHNMÜLLER: Ja, weil mein Vater schon damals gesehen hat, was damit alles möglich ist.
Ich habe sehr junge Eltern. Mein Vater hat damals im Druckbereich gearbeitet. Er hat noch Setzer gelernt.
Als es Anfang der 90er mit DTP losging, hat er mit Mitte 20 die Abteilung aufgebaut. Er hat viel mit Photoshop 1 und Quack Express gearbeitet.
Er hat sich sehr stark in das Thema eingelesen, da es seine Karriere vorangetrieben hat und er eine Passion für das Thema entwickelt hat.
Er wollte dann natürlich auch, dass sein Sohn lernt, wie wichtig diese Dinge sind. Ich habe auch ein Praktikum dort gemacht.
Aber das war nicht die beste Lernmethode. Wenn man keine Lust hat, etwas zu lesen, und es dann doch tut, versteht man es dann auch wirklich?
Das sind komplexe Konstrukte. Frage heute mal jemanden, der mit der Uni fertig ist, was ROM oder FAM bedeutet. Das können die meisten nicht mehr beantworten.
Die beruflichen Anfänge des Online Marketing Experten
Die Firma, für die mein Vater gearbeitet hat, hat sich später mit Mediendesign, Medientechnik und digitaler Bildbearbeitung beschäftigt.
Dazu zählten zum Beispiel Druckvorstufen und die Aufbereitung von Bildern und Dokumenten, damit sie im Druck so aussehen wie auf dem Computer.
Da steckt natürlich viel Programmierung hinter.
Ende der 90er durfte ich mit Macromedia erste interaktive Sachen bauen und habe dann 3 Jahre lang den Praxisteil meines dualen Studiums dort absolviert.
Dabei habe ich auch die Basics wie HTML und PHP kennengelernt.
OME: Ein duales Studium ist wirklich eine Auszeichnung. Nur wenige werden genommen und der Betrieb investiert viel Geld. Das ist richtig anspruchsvoll.
SASCHA BEHNMÜLLER: Es waren nur 3 Jahre, weil ich schnell fertig werden wollte. Ich bin nicht der Typ für Universitäten. Wenn du mich in die Uni steckst, dann mache ich nur, was ich will.
Ich bin an der Uni auch zurechtgekommen, ohne viel zu lernen.
Aber das ist eine Veranlagung: Ich wollte schnell fertig sein, ich wollte schon immer schnell Geld verdienen. Das war der Hauptgrund für mein duales Studium.
Danach konnte ich aufgrund firmeninterner Probleme nicht in der Firma von meinem Vater bleiben. Aber wie das so oft ist, wenn man die eigene Karriere noch einmal durchgehen und überdenken muss, hat mich das rückblickend betrachtet doch auf den richtigen Pfad gebracht.
So bin ich dann zu Wundermann gekommen. Dort durfte ich ein Jahr lang viel im Bereich CRM lernen und coole Projekte mit Monster umsetzen.
OME: Im welchen Jahr war das?
Sascha Behnmüller über die Stationen in seiner Online Marketing Karriere
SASCHA BEHNMÜLLER: Das war 2007. Mein Studium lief von 2003 bis 2006.
2007 war ich dann bei Wundermann. Die haben es nach einem Jahr leider nicht hinbekommen, mich zu übernehmen.
Ich hatte gehört, dass die großen Agenturen in England gerade starke Defizite hatten, die sie mit Deutschland ausgleichen wollten. Ich habe mich dann dort beworben.
An dem Tag, an dem ich verkündet habe, dass ich eine Stelle gefunden habe, wollte Wundermann mich schließlich doch übernehmen.
Ich habe abgesagt, denn ich hatte keine Lust mehr auf das Hin und Her. Deshalb bin ich zu Arcor gegangen.
Dort war ich Pricing und Building Manager.
OME: Wo war das genau?
SASCHA BEHNMÜLLER: In Eschborn bei Frankfurt.
Ich hatte dort eine Schnittstellen Funktion zwischen Produktmanagement und Vertrieb inne. Wir haben uns um die gesamte Wettbewerbsbeobachtung gekümmert.
2007 war ja die Zeit, in der die ersten Internet und Festnetz Flatrates auf den Markt kamen. Damals haben 1&1, Freenet, Telekom und viele andere einen großen Preiskampf ausgetragen.
Immer wenn die ihren Preis um 5 Euro gesenkt haben, mussten wir eine Beschlussvorlage erstellen, die Deckungsbeitragsrechnung durchführen, festlegen, wie weit wir runter gehen können, die Beschlussvorlage für den Vorstand anfertigen, usw.
Und innerhalb von eine Woche waren die neuen Preise teilweise schon fertig.
OME: Für einen Großkonzern ist das schon wahnsinnig schnell.
SASCHA BEHNMÜLLER: Wir mussten auch schnell sein. Damals herrschte ein Verdrängungswettbewerb.
Nur die ersten drei werden irgendwie überleben. Es geht um Masse, Masse, Masse.
Es ist kein Geheimnis, dass damals auch negative Deckungsbeiträge für 2 Jahre in Kauf genommen wurden, um Kunden länger zu binden.
Ich hatte damals eine befristeten Vertrag für ein Jahr. Das war 2007 und 2008, als die Wirtschaft nicht so gut lief, durchaus üblich. Damals hatten wir einen Arbeitgebermarkt.
Das hat sich bis heute komplette gedreht. Heute gibt es Sachen wie die Work Life Balance. Hättest du die damals gefordert, hätte der Personalleiter sofort gesagt: „Danke, der Nächste!“
Dementsprechend hatte ich einen befristeten Vertrag. Es sah auch so aus, als könnte ich länger dort bleiben.
Allerdings hatte ich im November angefangen und im Mai wurde Arcor von Vodafone gekauft. Und wie das dann so ist, wenn ein Konzern den anderen übernimmt, herrscht erst einmal ein halbes Jahr lang stillstand.
Man fragt sich: Wird das Marketing zusammengelegt? Sind Stellen vorhanden?
Schließlich hat auch das nicht richtig geklappt und ich habe angefangen, mich zu bewerben. Ich bin dann bei der Telekom gelandet.
Funfact: Eine Woche, nachdem ich der Arcor gesagt hatte, dass ich gehe, wurde mir auch dort eine Stelle angeboten. Ich habe aber aus Prinzip wieder abgelehnt.
Es ist nicht die beste Zeit, um einen Vertrag zu verlängern, wenn die Firma gerade in der Übernahme steckt. Deshalb habe ich dann bei der Telekom die Stelle als Produkt Manager angenommen.
Das war eine spannende Zeit. Wir saßen in der Produktentwicklung in Darmstadt. Es arbeiteten ca. 2.000 Leute am Darmstädter Standort in der Abteilung für Produkt Innovation.
Während bei 1&1 ein bis zwei Produkt Manager an einem Produkt sitzen, arbeiten bei der Telekom 10 bis 15 an einem Projekt. Dementsprechend intensiv, langfristig und gründlich wurde dort gearbeitet.
Ich war unter anderem dafür zuständig, im Geschäftskundenbereich die IP Telefonie mit voranzutreiben. Ich hatte auch dort eine Schnittstellenfunktion.
Ich habe mich nicht inhaltlich damit befasst – Ich bin ja kein Ingenieur – aber wir haben komplexe Marktforschungen für sechsstellige Beträge betrieben, um herauszufinden, aus welchen Komponenten das beste Paket bestellen sollte.
Es gab zum Beispiel eine Voicekomponente, eine Internetkomponente und eine Hardwarekomponente.
Wie fügst du das alles zusammen? Was ist in Verbindung mit den Preisen das beste Produktangebot?
Das war sehr interessant. Mir persönlich sind diese Vorgänge allerdings zu langwierig.
Ich wusste es damals noch nicht, aber heute weiß ich für mich, dass ich Ergebnisse brauche. Ich muss sehen, was ich gemacht habe, was live ist und was nicht.
Ich habe 3 Jahre bei der Telekom gearbeitet. Dann kam eine Warnung aus den USA, dass die t-mobile in den USA nicht verkauft werden durfte und dementsprechend die Budgets gekappt wurden.
Das Projekt wurde also nach 3 Jahren gestoppt und du fragst dich dann: „Wofür habe ich jetzt 3 Jahre lang gearbeitet?“
Das kam alles zu einer Zeit, in der ich auch mit der einen oder anderen Sache nicht zufrieden war. Es gab Personen, die meinten, sie wären mein Vorgesetzter, obwohl sie es nicht waren.
Die Arbeit hat dann nicht mehr so viel Spaß gemacht.
Und dann kam das Angebot, zu 1&1 zu wechseln. Es war finanziell lukrativ und ich war zu der Zeit noch ungebunden.
Deshalb habe ich mich zum Wechsel und zu einem Umzug nach Karlsruhe entschieden.
Nicht einmal zwei Wochen nach meinem Umzug bin ich in Frankfurt feiern gegangen und habe meine Freundin kennengelernt. Kurz nachdem wir zusammengekommen sind, ist sie nach Australien gegangen.
OME: Und ihr seid heute noch zusammen?
SASCHA BEHNMÜLLER: Ja.
OME: Wahnsinn!
SASCHA BEHNMÜLLER: Ja, es war nicht einfach, ein halbes Jahr lang eine Fernbeziehung zu führen – gerade, wenn man frisch zusammen ist.
OME: Warst du auch mal in Australien?
SASCHA BEHNMÜLLER: Ja, ich war 3 Wochen dort, um sie zu besuchen.
Bei 1&1 war ich zuerst sogenannter Product Marketing Manager für Deutschland und Österreich für verschiedene Produkte.
Darunter war auch die Do It Yourself Homepage, die ja durch die Werbung sehr bekannt wurde.
Wir waren für die Wettbewerbsrecherche für den deutschen und österreichischen Markt zuständig und haben die Produktentwicklung vorangetrieben.
Das war immer noch in der Zeit, in der die Wirtschaft nicht gerade geboomt hat.
Ich habe einen Durchschnitt von 2,6 im Studium, hatte also keine 1 vor dem Komma, aber ich war immer eher ein Praktiker.
Wenn du mir coole Aufgaben und Verantwortung gibst, wenn du mich machen lässt, dann funktioniert das auch.

So entstand das Online Marketing Interesse des Experten
Ich bin auf die Online Marketing Schiene gerutscht, da wir alle Vertriebsabteilungen gesteuert haben. Wir haben also mit der SEO Abteilung, mit dem Callcenter, mit dem Direktvertrieb und mit den AdWords Kollegen zusammengearbeitet.
Dadurch haben wir vieles mitbekommen: Welche Keywords kommen rein? Was funktioniert? Wie müssen die einzelnen Abteilungen arbeiten?
Wir haben die Abteilungen natürlich das machen lassen, was sie für richtig gehalten haben, solange die Ergebnisse gestimmt haben.
Wenn nicht, haben wir gemeinsam besprochen, wie wir das Produkt besser mit unseren Werbethemen verbinden können.
Und so habe ich den Weg zum Online Marketing gefunden. Zuerst habe ich mich privat darüber informiert und die eine oder andere Webseite betrieben.
Schon in meinem Studium haben wir Kicktipp Wettbewerbe aufgebaut. Damals war Kicktipp noch nicht so groß wie heute.
Der Vater einer meiner Studienfreunde, mit dem ich noch immer regelmäßig Kontakt habe, hatte eine Sportinformation und konnte uns immer mit den neuesten Ergebnissen versorgen. Daraus wollten wir dann ein Tippspiel machen.
Das hat leider nicht so gut funktioniert.
OME: Woran scheiterte es?
SASCHA BEHNMÜLLER: Am Fokus und dem mangelnden Willen, Geld in die Bewerbung zu investieren.
Ich hatte neben dem Studium und mit dem Programmierer im Betrieb an diesen Projekten nebenbei gearbeitet. Aber wir hatten nie einen richtigen Fokus und haben unsere Projekte nie gepusht.
Obwohl 1&1 ein relativ junges Unternehmen war, hatte es die typischen Strukturen eines Großkonzerns. Das war nicht wirklich etwas für mich.
Außerdem bin ich von Karlsruhe aus gependelt, da mir das Unternehmen keine Alternative, wie beispielsweise Home Office, zur Verfügung gestellt hat.
Ich habe eine andere Einstellung zum Thema Home Office. Ich glaube, dass man Mitarbeitern viel Freiheit geben kann.
Viele Arbeitgeber haben Angst davor, ausgenutzt zu werden, aber wenn ich als Arbeitgeber kein Vertrauen gebe, dann kann ich auch keins zurückbekommen.
Es gab also genügend Gründe, sich nach einem neuen Arbeitgeber umzusehen.
2015 bekam ich dann das Angebot von Gazprom, dort mit einer neuen Geschäftsführung und einem neuen Vertriebsleiter das Online Marketing aufzubauen. Das war super spannend.
OME: Beeindruckend, dass du all diese Jobs so gut gemeistert hast.
SASCHA BEHNMÜLLER: Das müssen andere bewerten. Ich kann nur sagen, dass ich immer zufrieden war. In meiner beruflichen Karriere hat sich immer irgendwie der nächste Schritt entwickelt.
Mein Start bei der Gazprom war sehr gut. Ich bin nach Manchester geflogen und habe mich mit meinen Kollegen abgestimmt.
Für Deutschland, England, Frankreich und Holland wurde die Webseite neu gebaut und ich habe sehr eng mit einer Agentur zusammengearbeitet. Wir haben die Inhalte abgestimmt, eine Content Strategie und eine SEO Strategie aufgebaut.
Dabei musste ich mich natürlich auch mit verschiedenen Online Marketing Themen auseinandersetzen.
Darunter waren zum Beispiel die Themen Affiliate Marketing und der Umgang mit den Vergleichsportalen wie Check 24 und Verivox, die in unserem Markt damals 70 bis 80 Prozent des Online Umsatzes und Vertriebs ausgemacht haben.
Man ist also einfach nicht an denen vorbeigekommen.
Andererseits ist es auch keine Kunst, seinen Vertrieb zu steuern, wenn man zwei Tage lang für einen Kampfpreis in Verivox inseriert und 10.000 Kunden am Tag bekommt.
Der Vertrieb in der Strombranche ist gar nicht so einfach. Strom ist eines der undiversesten Produkte, die man sich vorstellen kann. Dementsprechend fällt man die Entscheidung für einen Anbieter nur über den Preis.
Ich sage immer: „Wenn du einen Finger in die Steckdose steckst, ist es egal, von welchem Anbieter der Strom kommt. Ob Ökostrom oder nicht – dir stehen so oder so die Haare zu Berge.“
Du merkst keinen Unterschied. Du merkst es nur einmal im Jahr auf deiner Rechnung.
Es gibt den einen oder anderen, der sich mit Ökostrom ohne Atomkraft ein gutes Gewissen einkauft. Das muss jeder für sich selbst entscheiden.
Aber der Vertrieb beinhaltet auch eine emotionale Komponente. Wann setzt du dich mit dem Thema Strom auseinander?
OME: Im Januar mit der Rechnung.
SASCHA BEHNMÜLLER: Wenn deine Heizkosten wieder steigen, ja. Das war bei uns das kleinste Problem.
Wir konnten die ersten Vertriebserfolge feiern und ich habe angefangen, Content Strategien mit weiteren Agenturen aufzubauen.
Das ungünstige war, dass die Firma acht Monate, nachdem ich dort angefangen hatte, verkauft werden sollte.
Die Verhandlungen haben schon stattgefunden, bevor ich dort angefangen habe. Januar 2016 hatten dann alle Geschäftsführer unterschrieben.
Experte Sascha Behnmüller über seinen Weg in die Selbstständigkeit im Online Marketing
In dem Zeitraum bin ich wieder mit Mario in Kontakt gekommen. Er hatte auf Facebook eine Frage zum Tag Manager für einen Kunden gestellt und ich habe darauf geantwortet.
Ich hatte gerade Zeit, deshalb haben wir uns zusammengesetzt und daran gearbeitet.
Dabei ist uns aufgefallen, dass wir schon einmal gegeneinander Fußball gespielt hatten. Vor drei Jahren war Mario noch Trainer in dem Verein, in dem ich gespielt habe.
Er hatte gar nicht auf dem Schirm, dass ich mich auch mit Online Marketing beschäftige. Wir haben uns darüber unterhalten, dass er SEO macht und ich während meiner Arbeit für Gazprom und 1&1 Expertenwissen in Conversion Optimierung und auf den Paid Kanälen aufbauen konnte.
Bei 1&1 waren wir natürlich auch für die Website verantwortlich. Wir haben versucht, das Thema mit Webanalysen und A/B Testing anzugehen.
Wir haben die Seiten und das Kundenbackend optimiert, damit mehr Bestandskundenverträge verkauft werden.
Damit habe ich meine meine ersten professionellen Gehversuche gemacht. Das hat sich mit dem SEO Konzept von Mario super ergänzt.
Dadurch, dass Gazprom verkauft wurde, wurden alle Marketing Budgets von heute auf morgen gestrichen.
Ich saß dann da und habe Däumchen gedreht. Wir konnten ja nichts mehr machen. Das war meinen Chefs bewusst. Sie wussten auch nicht, was genau passiert.
Ich habe schon noch das eine oder andere Projekt bearbeitet und bin auch nach der Übernahme noch acht Monate geblieben, aber die Sachen, die ich mit Mario nebenbei umgesetzt hatte, hatten mir immer mehr Spaß gemacht.
Ich habe dabei gemerkt, dass ich auch meine eigenen Sachen umsetzten kann.
OME: Hast du das in einem Praktikum getestet oder hast du direkt als Freelancer angefangen?
SASCHA BEHNMÜLLER: Ich habe direkt als Freelancer angefangen. Wir sind auf die Kunden zugegangen und haben die ersten Zusatzangebote verkauft.
Dabei haben wir schnell gemerkt, dass man den Umsatz mehr als verdoppeln kann. Das Unternehmen ist gut vorangekommen, deshalb habe ich beschlossen, zu kündigen und mit in die Agenturen zu gehen.
Wir haben dann in mehreren Gesprächen unsere Modalitäten geklärt und zum ersten 1.4.2017 war ich dann offiziell in der Agentur.
OME: Das finde ich krass. Du warst 2016 noch sehr jung, oder?
SASCHA BEHNMÜLLER: 2016 war ich 33.
So führt der Experte seine Online Marketing Agentur
OME: Und dann bist du gleich als Geschäftsführer eingestiegen?
SASCHA BEHNMÜLLER: Wir haben uns auf Augenhöhe unterhalten und etwas anderes wollte ich auch nicht.
Für mich war klar, dass ich Führungsverantwortung übernehmen wollte. Das war das, was ich schon immer machen wollte: Empathisch mit Menschen umgehen und auch Dinge hinterfragen.
Ich hatte in Konzernen viele Vorgesetzte, die meiner Meinung nach nicht wirklich gut waren.
Zu machen Vorgesetzten habe ich aber auch bis heute einen sehr guten Kontakt und schaue zu ihnen auf, weil man von ihnen sehr viel lernen kann.
Es macht einfach Spaß, mit alten Bekannten in Kontakt zu bleiben und sich auszutauschen.
Ich mag es, wenn mir ein ehemaliger Vorgesetzter trotzdem auf Augenhöhe begegnet und einfach ein cooler Typ ist.
Es ist gut, wenn Vorgesetzte Kritik äußern können, ohne laut werden oder etwas androhen zu müssen, weil sie wissen, dass ihr Verhältnis funktioniert.
Wenn wir ein sehr gutes Verhältnis haben, kann ich auch relativ deutlich sagen, dass du Scheiße gebaut hast und dass das anders zu laufen hat. Dann nimmst du das meiner Meinung nach anders wahr.
Ich bin zumindest ein Typ, der das anders wahrnimmt. Das sind Dinge, die ich mir mittlerweile angewöhnt habe.
Als Fußballtrainer bin ich da anders. Ich glaube, dass man sich im Fußball Umfeld anders verhalten kann und teilweise auch muss.
Man darf dort sicherlich auch mal schreien, wenn etwas nicht läuft. Fußball ist eben ein emotionaler Sport.
Aber meiner Ansicht nach hat das im professionellen Umfeld nichts zu suchen.
Ich befand mich mal in einer Situation, in der ein Vorgesetzter meinte, mich anschreien zu müssen.
Ich sagte dann: „Das machen nicht einmal meine Eltern mit mir. Woher nimmst du dir das recht heraus, so mit mir umzugehen? Weil du eine höhere Summe auf dem Gehaltscheck stehen hast als ich?“
OME: Es gibt keinen einzigen Grund, seine Mitarbeiter anzuschreien.
SASCHA BEHNMÜLLER: Du bist doch auch ein 80er Jahrgang, oder?
Ich hasse es, von „früher“ und „Alte Schule“ zu reden, aber wir sind noch sehr hierarchisch aufgewachsen. Wenn der Chef das sagt, dann ist das auch so.
Ich habe sehr lange nicht hinterfragt, wenn jemand etwas gesagt hat. Ich dachte mir: „Okay, er wird wohl wissen, wovon er redet. Dann machen wir das so.“
Ich hatte auch cholerische Chefs, die herumgeschrien haben, sodass meine Kollegen Angst hatten, ihren Job zu verlieren.
Ich glaube nicht, dass das ein effektives Mittel ist. Für viele hat es funktioniert, aber meiner Meinung nach ist diese Führungsweise einfach nicht mehr zeitgemäß.
Menschen verändern sich und die jüngere Generation ist anders aufgewachsen als wir.
OME: Marco Janck spricht häufig von SUHR.
SASCHA BEHNMÜLLER: Schnell und hektisch reich. Das ist aber etwas anderes.
SUHR ist eine fast marktschreierische Bewegung, die durch Marketing entstanden ist. „Willst du auch 150 Euro am Tag verdienen? Dann muss du nur das und das machen!“
Da gibt es diverse Vermarkter, die haufenweise Werbung auf YouTube machen.
Was ich meine, dreht sich eher um die Themen: Wie verhalten sich Mitarbeiter und wie verhalten sich junge Leute heutzutage?
Was stellen sie für Ansprüche in einem Arbeitsverhältnis? Wie lässt sich das in beide Richtungen umsetzen?
Ich sage immer: Geben und Nehmen.
Und das stimmt heutzutage meiner Meinung nach nicht immer hundertprozentig, außer du bist sehr gut in der Auslese.
Dafür brauchst du natürlich auch sehr guten Zulauf, um die richtigen Leute auswählen zu können oder auch mal zu testen und nach einem halben Jahr zu entscheiden, ob es passt oder nicht.
Probezeit gilt für beide Parteien. Wie sollte ich in zwei Gesprächen herausfinden, ob jemand passt?
Mario und ich sind sehr bauchorientierte Menschen. Ich sage manchmal auch mitten in einem Gespräch, ob jemand gut passt. Bisher haben wir bis auf einmal immer richtig gelegen.
OME: Kannst du dich gut in andere Personen einfühlen?
SASCHA BEHNMÜLLER: Ich achte darauf, ob ich mit dieser Person zusammenarbeiten möchte.
Habe ich das Gefühl, dass sie selbstständig genug ist? Weiß sie, was sie will und was sie lernen will? Ist sie motiviert?
Als Mario und ich die Bewerbungsgespräche noch zusammen geführt haben, hatten wir immer eine Wette am Laufen: Wer sagt zuerst das Wort „motiviert“?
Motivation ist uns sehr wichtig. Wir müssen merken, dass jemand Bock hat, für das brennt, über das er redet, und sich für das interessiert, was du sagst. Er muss bereit sein, auch ein paar Meter extra zu gehen.
Sascha Behnmüller über seinen Status als Online Marketing Experte
OME: Wann hast du gemerkt, dass du dir im Online Marketing ein breites Wissen angeeignet hast und als Experte gelten könntest? Wann ist dir bewusst geworden, dass du sogar Speaker werden könntest?
SASCHA BEHNMÜLLER: Das ist eine gute Frage.
Als mich bei der Gazprom im Online Marketing Bereich beworben habe und angefangen habe, das Online Marketing mit aufzubauen, brauchte ich schon einen hohen Wissensstand.
Ich musste mit dem Wissen glänzen, wie ich ein Online Marketing Projekt angehen würde, wie ich eine Webseite aufbauen würde, wie ich eine Vermarktungsstrategie aufstelle und wie ich eine Agentur steuere.
Da war mir klar, dass ich mich auskenne. Ich habe mein Expertenwissen, das ich in meiner Ausbildung noch weiter ausbauen und spezialisieren möchte.
Damals habe ich mich sehr stark auf die Analyse und die Conversion Optimierung spezialisiert.
Als Experte habe ich mich ab dem Moment gesehen, als ich mich Anfang 2016 viel stärker mit Mario ausgetauscht habe.
Er hat damals die Webinar Reihe gestartet, ich habe mein erstes Webinar gehalten und hatte im September 2016 beim OMT meinen ersten Vortrag über den Tag Manager.
Der Weg zum Online Marketing Experten war also ein fließender Übergang. Es hat Spaß gemacht und dementsprechend sind wir immer weiter gegangen.

Die Zukunft des Internets und des Online Marketings in Deutschland
OME: Eine wichtige Frage hätte ich noch: Wie siehst du als Online Marketing Experte den aktuellen Stand in Deutschland bezüglich Internet? Bist du zufrieden oder würdest du dich beschweren?
SASCHA BEHNMÜLLER: Das ist ein sehr komplexes Thema.
Es ärgert mich, wenn ich im Rhein Main Gebiet zwischen zwei Orten mit der S-Bahn fahre und nicht einmal Handy empfang habe, während man auf dem Kilimandscharo mittlerweile alles empfängt.
Wie Wolfgang Jung immer so schön sagt: Wir wurden abgehängt, und zwar nicht zu knapp. Das gilt auf technischer und politischer Ebene.
Was das Thema Agenturen angeht, sind wir schon auf einem sehr guten Weg.
Wir sind strukturiert, wir sind organisiert, aber wenn ich mir Konferenzen in den USA oder in UK ansehe, habe ich immer wieder das Gefühl, dass die uns zwei bis drei Jahre voraus sind.
Sie gehen viel strukturierter, viel analytischer an Dinge heran.
Viel Wissen wird ja entwickelt, weil sich Leute mit Problemen auseinandersetzen und Lösungen dafür finden.
Diese Lösung findest du ganz oft in englischsprachigen Blogs, in denen manche Themen viel früher behandelt werden als in Deutschland.
Woher das kommt, kann ich schwer sagen.
Ich sehe es an mir selbst: Man sagt immer, man hätte keine Zeit für ein eigenes Projekt oder eine Analyse.
Wir sind in unserem Hamsterrad und machen Kundenprojekte, Kundenprojekte, Kundenprojekte und lesen nebenbei, was andere machen.
Aber dass man selbst einen Test aufsetzt oder eine Hypothese aufstellt passiert so selten.
Durch Mario, der schon zweimal in Spanien unterwegs war und letztes Jahr in Madrid einen Vortrag gehalten hat, haben wir aber auch den Vergleich mit Spanien.
Die Themen, die auf der Konferenz in Madrid besprochen wurden, haben wir in Deutschland vor fünf Jahren besprochen.
Von daher sehe ich uns in Bezug auf die Agentur Thematik schon im oberen Mittelfeld.
Die Werbeprodukte Google Ads, Facebook Ads und Suchmaschinenoptimierung hat einen sehr hohen Rang in Deutschland.
Wir sind neben den USA, UK und einigen asiatischen Ländern die ersten, in denen diese Bereiche angenommen und vorangetrieben werden.
Wenn man allerdings auf Softwareprodukte und Internetfirmen in Deutschland blickt, sieht es schlecht aus.
Ich glaube, dass es in Deutschland nicht einfach genug ist, neue Produkte auf den Markt zu bringen und neue Unternehmen zu gründen.
Wir merken das selbst. Ab über zehn Mitarbeitern brauchst du auf einmal Arbeitsschutz und Kündigungsschutz.
Man muss so viele Regulierungen beachten, die einen daran hindern, richtig zu wachsen und Vollgas zu geben.
In anderen Ländern, zum Beispiel in Südafrika, ist es wesentlich einfacher, ein Unternehmen zu gründen, da es dort viel mehr Förderung gibt.
Ich habe vor kurzem eine Dokumentation auf YouTube gesehen, in der es um ein afrikanisches Land ging, in dem momentan das Bruttoinlandsprodukt rasant wächst.
Der Grund dafür war unter anderem, dass es so einfach ist, ein Unternehmen zu gründen. Außerdem gibt es dort gutes mobiles Internet.
Diese Dinge sorgen dafür, dass dort mehr Unternehmen als in anderen Ländern hervorkommen und coole Business aufgebaut werden können.
Und wenn sich in Deutschland nichts ändert, werden uns andere Länder überholen.
Wir sind abgehängt.
Uns ging es nach dem Wirtschaftswunder Jahrzehnte lang gut. Made in Germany war mal etwas, aber dieses Prinzip ist heute schon fast überholt.
Klar, wir sind Exportweltmeister, aber wenn ich mir ansehe, wie die Digitalisierung in anderen Ländern wie zum Beispiel den Niederlanden vorangetrieben wird, ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir erkennen, dass wir hinterherhängen und unser Defizit nicht mehr aufholen können.
Daher bezieht Experte Sascha Behnmüller sein Online Marketing Wissen
OME: Du verfügst über viel Expertenwissen im Bereich Online Marketing. Wo holst du dir dein Expertenwissen her?
SASCHA BEHNMÜLLER: Bei uns ist es ein Running Gag, dass ich Leuten mehr Blogartikel zuschicke, als sie lesen können.
Früher bin ich meinen Feed Reader mit diversen Blogs fast täglich durchgegangen, aber das mache ich nicht mehr so regelmäßig.
Eine Zeit lang habe ich interessante Blogbeiträge mit unserem Projektmanagmentsystem Asana gesammelt und automatisch mit einer Browsererweiterung abgespeichert.
Anschließend ging automatisch ein Task mit dem Link an den Mitarbeiter, für den das Thema interessant sein könnte.
Das Problem ist nun, dass sie den Artikel auch lesen müssen.
Ich darf Twitter schon nicht mehr öffnen, weil ich dort sofort zehn bis fünfzehn interessante Artikel finden würde, die ich lesen oder weiterleiten möchte.
Und so kommen wir wieder zum Thema Fokus: Ist es sinnvoll, pro Woche 20 – 40 Blockartikel zu lesen?
Warum Motivation der beste Weg zum Online Marketing Experten ist
OME: Wie schaffst du es, diese Motivation bei deinen Mitarbeitern zu wecken?
SASCHA BEHNMÜLLER: Ich glaube, diese Motivation muss intrinsisch entstehen.
Mein Ansatz basiert auf dem deutschen Wort für Empowerment.
OME: Also bekräftigen oder stärken.
SASCHA BEHNMÜLLER: Ich gebe meinen Mitarbeitern diverse Möglichkeiten.
Wir haben beispielsweise ein Weiterbildungsprogramm, das es ermöglicht, sich einen Monat lang komplett in ein Thema hineinzuarbeiten.
Am Ende schreiben sie zwei Blogartikel zu diesem Thema. Das ist nichts anderes, als wenn ich früher ein Thema gelernt und das Gelernte noch einmal aufgeschrieben habe.
Darüber hinaus können sie sich dadurch als Experte platzieren. Die Webseitenbesucher lesen diese Artikel und teilen sie schließlich.
Wie sind denn andere Experten zu ihrem Expertenstatus gekommen? Sie veröffentlichen, reden, schreiben und drehen Videos.
Dahinter steckt eine ganz einfache Systematik: Man muss sich selbst zum Experten machen, anstatt nur zu sagen, dass man Experte werden will.
Sascha Behnmüller über Online Marketing Messen und den Austausch mit anderen Experten
OME: Du liest also viele Blogs. Besuchst du auch häufig Online Marketing Messen?
SASCHA BEHNMÜLLER: Klar.
OME: Welche sind denn deine 3 bis 4 Lieblingsmessen zum Thema Online Marketing?
SASCHA BEHNMÜLLER: Am meisten Spaß habe ich auf dem OMT, aber der Wissensübertrag ist dort meiner Meinung nach nicht mehr so groß.
Ich gehe super gerne zu den Online Marketing Camps, vor allem zu dem in London. Ich werde dieses Jahr auch nach Brüssel und Stockholm fahren.
Das ist eine supercoole Community. Ich war dort schon in Berlin und London und habe zum Beispiel einiges über den Google Analytics Tag Manager gelernt.
Es ist unglaublich, wie viel Wissen dort vorhanden ist und auch offen kommuniziert wird. Außerdem herrscht eine familiäre Atmosphäre und es macht super viel Spaß.
Ansonsten werde ich dieses Jahr zum ersten Mal den SEO Day besuchen.
Bisher habe ich mich noch nicht tiefergehend mit der SEO Thematik beschäftigt, aber da Mario nun den OMT übernimmt und ich nun die Agentur leite, werde ich mich in Zukunft mehr mit SEO auseinandersetzen.
Zum Netzwerken eignet sich auch die Nexpo, da man auf der Mittwochsparty viele andere Experten trifft. Außerdem war die Campixx dieses Jahr sehr gut.
OME: Tauscht ihr euch auch mit anderen Online Marketing Agenturen aus?
SASCHA BEHNMÜLLER: Von Zeit zu Zeit ja. Über den Agency Day sind mehrere Kontakte zustande gekommen.
Robin und ich waren zum Beispiel Anfang Juni in London bei einer Online Marketing Agentur und haben uns mit denen ausgetauscht.
Die Agentur hat eine ähnliche Größe wie wir und befindet sich im Speckgürtel von London.
OME: Unterscheidet sich diese Agentur sehr von euch?
SASCHA BEHNMÜLLER: Manche Dinge machen sie schon anders als wir. In vielen Punkten denke ich mir: „Cool, da sind wir gar nicht so schlecht aufgestellt!“
Bei anderen Sachen merke ich jedoch auch, was uns noch fehlt. Die andere Agentur hat zum Beispiel einen anderen Projektmanagementansatz.
Sie haben beispielsweise einen Inhouse Grafiker und gehen Kundenprojekte anders an. Wir sollten darüber nachdenken, einige Impulse davon zu übernehmen, die gut funktionieren.
Ich glaube, dass es nicht schlecht ist, sich mit anderen Experten auszutauschen. Ich habe auch kein Problem damit, andere nach einer Lösung zu fragen, wenn ich vor einer Online Marketing Herausforderung stehe.
Viele sehen das anders, da sie ihre Schwächen oder Defizite nicht zeigen wollen.
Dieser Austausch ist, was ich am Agency Day so cool finde.
Ich möchte noch einmal auf die Frage zurückkommen, woher wir unser Wissen nehmen. Wenn meine Mitarbeiter eine Konferenz besuchen, möchte ich, dass sie nicht nur hinterher einen kurzen Blogbeitrag schreiben.
Ich möchte stattdessen, dass sie während der Konferenz mitschreiben und sich überlegen, wie sie das neu erlangte Wissen auf ihre tägliche Arbeit anwenden können.
Oft kommt jedoch der Wissenserwerb zu kurz. Wenn man Donnerstag eine Konferenz besucht und Freitag im Büro schnell den Blogbeitrag schreibt, hat man am Montag alles schon wieder vergessen, weil man den Kopf mit Kundenprojekten voll hat.
Das hat etwas mit Arbeitsorganisation zu tun. Wenn meine Mitarbeiter mir zeigen, dass sie das können, schicke ich sie auf Seminare und auch auf fünf Konferenzen im Jahr.
Allerdings muss man nicht zwangsläufig zu den großen, teuren Messen nach München, Seattle oder Vancouver, wenn jeder Speaker seine Folien auf Twitter oder der Webseite der Konferenz teilt – oft sogar mit Video.
Ich empfehle meinen Mitarbeitern dann lieber, dass sie sich erst einmal die Materialien ansehen sollten, die kostenlos zur Verfügung stehen.
Danach können sie sich intensiv mit einem Thema auseinandersetzen, das sie zukünftig übernehmen wollen.
Darüber habe ich momentan eine Diskussion mit meinem Team. Warum bin ich der Experte für Facebook, Google Ads und den inhaltlichen sowie technischen SEO Themen für Webanalysen?
ist die Diskussion die ich dann immer mit meinem Team hab momentan warum bin ich der jenige der sich in Facebook damit auseinander setzt der sich bei googleads damit auseinandersetzt in den inhaltlichen und technischen SEO Themen auseinandersetzt für Webanalyse
Viele eignen sich nicht einmal Expertenwissen für ein Online Marketing Thema an. Warum schaffe ich das für acht Themen?
Meiner Meinung nach hängt das mit intrinsischer Motivation zusammen.
Ich sage meinen Mitarbeitern auch, dass es auf dem Weg zum Experten nicht reicht, nur zu sagen, dass man Online Marketing Experte werden will.
Wenn man Experte werden will, kann man manchmal nicht um 16:30 Uhr Feierabend machen, weil gerade schönes Wetter ist.
Online Marketing Experte zu werden, ist genauso, wie Fußballstar zu werden. Das funktioniert nur durch hartes Training. Sonst bleibt man nur Fußballer.
Erst nach einer Zeit trennt sich die Spreu vom Weizen und man merkt, ob man auf die richten Leute gesetzt hat.
So schätzt der Experte die Zukunft großer Unternehmen ein
OME: Dann hätte ich noch eine Abschlussfrage:
Was passiert deiner Einschätzung nach in den nächsten 10 Jahren in Deutschland mit Unternehmen wie Google, Amazon, Apple, PayPal oder eBay?
SASCHA BEHNMÜLLER: In der Vergangenheit wurden große Platzhirsche oft verdrängt.
Aber ich glaube nicht, dass Google sich noch verdrängen lässt. Google liefert einfach ein sehr gutes Produkt ab, das die Leute gerne nutzen.
Ähnlich ist es mit Facebook. Es passiert oft, dass über eine neue Social Media Plattform gesagt wird „Das ist das neue Facebook!“ Ich bin sehr gespannt darauf, wie Facebook damit umgehen wird.
Sie bewegen sich auf jeden Fall in die richtige Richtung, indem sie Instagram und WhatsApp kaufen und an den richtigen Orten sind.
Das wird noch spannend. Bei den unter 20-Jährigen ist es mittlerweile so, dass sie größtenteils gar kein Facebook mehr nutzen. Sie nutzen lieber Instagram, Snapchat oder Tiktok.
Zu diesen Plattformen habe ich selbst noch gar keinen Bezug, obwohl ich mich theoretisch damit auseinandersetzen müsste.
Ich sehe schon auf Facebook viele Tiktok Videos. Da wird ein großer kultureller Shift auf uns zukommen, den wir nicht verpassen dürfen.
Wie wird Facebook sich entwickeln? Wird Facebook es schaffen, weiterhin die große Gesamtheit zu besetzen?
Oder ist das Produkt irgendwann veraltet und wird von anderen Plattformen überholt?
Momentan sind sie noch in der Lage, zuzukaufen. Wenn eine neue aufstrebende Plattform auftaucht, hat Facebook eine Notfallkasse, mit der sie die neue Plattform aufkaufen können, bevor sie überholt werden.
PayPal und eBay sind auch interessante Themen. PayPal hat sich mittlerweile etabliert.
Ich könnte mir vorstellen, dass Kryptowährung irgendwann interessant genug wird, um bei PayPal als Zahlungsart genutzt zu werden.
OME: Kredite bietet PayPal ja jetzt schon an.
SASCHA BEHNMÜLLER: Sie werden sich auf jeden Fall weiterentwickeln.
Bei eBay wundert es mich, wie die Plattform sich halten kann. Ich habe seit gefühlten fünf Jahren nichts mehr bei eBay bestellt, seitdem der Hype Anfang 2000 nachgelassen hat.
Damals war es DIE Plattform.
Heute hat sich der Kern von Ebay komplett gewandelt. Heutzutage ist eBay keine Plattform mehr, auf der Privatpersonen ihre alten Sachen versteigern.
Stattdessen wird es hauptsächlich von Händlern benutzt, die teilweise auch minderwertige Qualität aus China anbieten. Die gibt es aber auch auf Amazon oder an anderen Stellen.
Ich nutze eBay nur noch, wenn ich einen bestimmten Artikel auf anderen Plattformen nicht finden kann.
Für mich ist das eBay Erlebnis tot.
Kennst du Aral Balkan?
OME: Nein.
SASCHA BEHNMÜLLER: Das ist ein Internet Experte, der einen sehr interessanten Vortrag gehalten hat.
Der Vortrag heißt „Free is a lie“ und beschäftigt sich mit Daten und damit, warum Google und Facebook sich durchsetzen.
Wem gehören die Daten, wenn du bei Facebook unterwegs bist? Gehören sie dir oder Facebook?
OME: Wahrscheinlich Facebook.
SASCHA BEHNMÜLLER: Ja, genau. Es ist schwierig, die Daten zurückzubekommen, die Facebook über dich und dein Nutzerverhalten gesammelt hat.
Warum ist Gmail das beliebteste Email Tool? Warum ist der Google Kalender so weit verbreitet? Diese Tools wurden nicht nur krass vermarktet, sie haben auch die beste Usability.
Warum nutzen die Leute Google? Weil es umsonst ist und weil es für viele das beste Produkt ist.
Such‘ doch mal in Bing und sieh‘ nach, ob du genauso schnell ein passendes Ergebnis findest wie bei Google. Zu einer hohen Wahrscheinlichkeit ist dem nicht so.
OME: Was sagst du zu Amazon?
SASCHA BEHNMÜLLER: Das ist auch ein spannendes Thema. Amazon wird immer mehr zu einem Marktplatz.
Schon seit 2012 hat man das Gefühl, dass da nicht noch mehr geht.
OME: Und mittlerweile haben sie sogar Walmart fast überholt.
SASCHA BEHNMÜLLER: Sie schaffen es immer wieder. Unter anderem, weil sie so kundenzentriert sind.
Aber auch bei Amazon gibt es die problematischen Anbieter aus China. Als deutscher Anbieter hat man es schwer, auf diesem Markt überhaupt noch zu bestehen.
Mit diesem Thema haben wir uns als Agentur noch gar nicht richtig auseinandergesetzt.
Amazon ist ein sehr spezialisierter Bereich. Ich habe noch nicht genug Expertenwissen auf diesem Gebiet.
Es dauert Ewigkeiten, bis man sich alles Notwendige dazu angeeignet hat. Vielleicht hole ich mir auch irgendwann einen Amazon Experten an die Seite.
OME: Vielen Dank für das Interview und diesen interessanten Ausblick am Ende.
SACHA BEHNMÜLLER: Gerne.